Hier soll der Zustand der Welt verbessert werden

Alois Zwinggi, Managing Director, gibt Einblicke in Organisation, Dimensionen und Herausforderungen des Davoser Mega-Events.
Das WEF in Davos Foto: zVg

Bereits seit 45 Jahren, immer im Januar, schaut die Weltöffentlichkeit nach Davos. Dort treffen sich die Entscheidungsträger und Meinungsmacher aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft – sowie Persönlichkeiten aus Sport, Kultur und Unterhaltung – zum World Economic Forum. Dieses Treffen bedarf einer generalstabsmässigen Vorbereitung, wie Alois Zwinggi, Managing Director des Forums, im Gespräch mit MICE-tip erklärt: «Rund 600 Mitarbeitende arbeiten das ganze Jahr für alle unsere Veranstaltungen. Vor Ort sind wir mit 450 eigenen Mitarbeitenden im Einsatz, ergänzt durch 2500 Personen, die wir direkt mobilisieren. Dazu kommen rund 5000 Sicherheitsleute von Armee, Polizei und privaten Sicherheitsorganisationen sowie ein paar Tausend Mitarbeitende aus dem Umfeld der Delegationen.»

Beeindruckende Zahlen Die Zahlen des Davoser Forums sind mit insgesamt 11000 Mitarbeitenden, 4700 Teilnehmern aus mehr als 100 Ländern, 37200 Logiernächten, 560 Neben-Events und einer Million Followers auf Facebook beeindruckend. Die Wertschöpfung in der Schweiz beträgt CHF 79 Mio., davon entfallen CHF 50 Mio. auf Davos. Der Umsatz von Hotellerie und Gastronomie erreicht CHF 24 Mio. Der Anteil des Forums am Gesamtumsatz von Kongress Davos liegt bei 41%. Der Werbewert durch die Medienberichterstattung wird mit CHF 100 Mio. beziffert. Viele Hoteliers generieren an den fünf Forums-Tagen einen Drittel ihres Jahresumsatzes. Die Sicherheitskosten werden mit rund CHF 40 Mio. ausgewiesen. Davon trägt der Bund aufgrund eines Parlamentsbeschlusses maximal CHF 35 Mio. Die restlichen CHF 5 Mio. gehen zu Lasten des Kantons Graubünden, der Landschaft Davos und des World Economic Forums, wobei der Kanton den Lead bei der Sicherheit hat.

Einzigartige Plattform und gute Zusammenarbeit «Das Forum bietet eine einzigartige Plattform, wo sich Entscheidungsträger in einem sicheren und informellen Umfeld treffen und untereinander austauschen können. Die Kongressinfrastruktur ist wie massgeschneidert für uns, und in den letzten Jahren hat sich mit der Eröffnung neuer Vier- und Fünfsterne-Häuser auch die Hotelsituation markant verbessert», führt Zwinggi aus. Für Davos sei es natürlich eine grosse Herausforderung, die zusätzlichen Kapazitäten ausserhalb des Forums zu belegen, so Zwinggi weiter.

Speziell betont er die gute, konstruktive Zusammenarbeit mit Behörden, Destinationsorganisation, Landrat, Kanton, Polizei und dem Bund. Zudem sei die Verankerung des Forums in der Bevölkerung sehr gross.

Aktuelle Herausforderungen Trotz all dieser positiven Rahmenbedingungen ortet Zwinggi auch einige Herausforderungen, die es anzugehen gelte: «Bei der grossen Anzahl von Teilnehmern wird es immer schwieriger, eine gewisse Intimität zu gewährleisten. Da müssen wir Lösungen finden.» Als weiteren Punkt nennt er die vielen Temporärbauten an der Promenade, die eine gewisse Chilbi-Stimmung aufkommen liessen und von den Inhalten und Zielen des Forums ablenken. Auch die Verkehrsproblematik spricht er an, die speziell durch die Konvois der Regierungsvertreter verschärft werde.

Wichtig ist ihm vor allem die Preisthematik: «Mit den Hoteliers haben wir innerhalb des Gütesiegels ‹Spirit of Davos› diese Frage in den Griff bekommen. Es gibt aber immer noch einige Anbieter mit Abzocker- Mentalität, vor allem in der Parahotellerie, bei den Ladenbesitzern und in der Gastronomie. Das schadet dem Image von Davos, der Schweiz und des Forums. Es kann nicht sein, dass Mieten verlangt werden, die fünf bis zehn Mal höher liegen als an der Zürcher Bahnhofstrasse.» Mit den Partnern vor Ort suche man nach Lösungen. Der «Spirit of Davos» müsse jeden Bereich des Forums durchdringen.

So lange die Rahmenbedingungen stimmen, werde das Forum in Davos bleiben, versichert Zwinggi. Er gibt aber auch zu bedenken, dass eine Durchführung nicht nur in Davos, sondern in der ganzen Schweiz nicht mehr möglich wäre, sollte das Parlament dereinst die Gelder für die Sicherheit streichen.

Unterstützung durch Partner Die gesamte Organisation des Davoser Forums wird durch das Team des World Economic Forums bewerkstelligt. Zur Unterstützung greift man auf die Dienste von Partnern zurück. So ist Publicis-Live als Eventpartner zuständig für die Gestaltung des Kongresszentrums und agiert als Buchungszentrale für die Teilnehmer. Im logistischen Bereich, wie etwa dem Transport, arbeitet das Forum mit Davos Convention Services zusammen. www.weforum.org


Aufgaben der Stiftung

Das World Economic Forum ist eine Stiftung nach Schweizerischem Recht und generiert einen Jahresumsatz von USD 250 Mio., finanziert durch Mitgliederbeiträge. Mitglied können nur Firmen, nicht aber Einzelpersonen, Regierungen oder Länder werden. «Unser grösstes Mitglied trägt weniger als 1% zum Umsatz bei, das gibt uns extreme Freiheiten und Unabhängigkeit. Wir sind keine Lobbyorganisation», so Zwinggi, Managing Director des World Economic Forum.

Der Stiftungsrat umfasst 25 Persönlichkeiten, welche die vier Bereiche Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft reflektieren. «Die Stiftungsräte sind nicht als Dekoration gedacht. Fehlt er mehr als zwei Mal in zwei Jahren an einem Meeting, so wird das Mandat aufgelöst», erklärt Zwinggi.

Am Hauptsitz in Genf sind 480 Mitarbeitende tätig, dazu kommen 120 in New York, 25 in Peking und eine Hand voll in Tokio. Der Leitspruch der Stiftung ist laut Zwinggi bis heute der gleiche geblieben: den Zustand der Welt zu verbessern. Dafür werden zahlreiche Projekte angestossen, Studien veröffentlicht und Informations- sowie Aufklärungsveranstaltungen in aller Welt durchgeführt. Dazu gehören u.a. die Foren in Afrika, Lateinamerika und in Südostasien (ASEAN) oder das New Champions Meeting in China.

Konkrete Projektarbeit sei nicht das Hauptziel der Stiftung, auch wenn man solche immer wieder anstosse, so Zwinggi. «Ohne konkret messbare Aktivitäten bekämen wir ein Glaubwürdigkeitsproblem. Deshalb lancieren wir jährlich neue Aktivitäten.» Er führt drei Beispiele an: Die Bono Red Initiative hat seit zehn Jahren zum Ziel, dass sich bis 2020 keine Babys mehr mit Aids auf die Welt kommen. Dafür wurden bisher USD 350 Mio. bereitgestellt. Letztes Jahr wurde die Tropical Rain Forest Alliance gebildet, um die Abholzung des Regenwaldes in Südostasien in den Griff zu bekommen. Das Forum führt das Sekretariat dieser Allianz.

Und das Projekt Grow Africa ist eine Initiative zur Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung in Afrika. Das Ziel ist, USD 10 Mio. von G7-Nationen in zehn afrikanischen Ländern zielführend zu investieren, um die Lieferkette vom Anbau bis zum Kochtopf zu verbessern. «Bei allen Aktivitäten, die wir anstossen, sind immer Regierungen, Firmen und NGOs involviert», so Zwinggi.