Hotelleriesuisse: Gute Logiernächtezahlen täuschen

Margen der Betriebe sind in den letzten zehn Jahren teils bis zu 15% eingebrochen.
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Die Schweizer Hotellerie verzeichnete in der touristischen Sommersaison 2018 (Mai bis Oktober 2018) insgesamt 22 Mio. Logiernächte. Dies entspricht einer Zunahme um 3,1% (+663’000 Logiernächte) gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode. Mit insgesamt 12,5 Mio. Nächten wuchs die ausländische Nachfrage um 3,6% (+441’000). Die inländische Nachfrage nahm um 2,4% zu (+222’000) und erreichte ein Total von 9,5 Mio. Nächten. So lauten die provisorischen Ergebnisse des Bundesamtes für Statistik (BFS).

Umsätze pro Logiernacht seit Jahren rückläufig

Die generell steigenden Zahlen seit dem Frankenschock 2015 täuschen jedoch über eine äusserst schwierige Ertragslage in der Beherbergungsbranche und insbesondere in der Hotellerie hinweg, heisst es beim Verband Hotelleriesuisse. Ziehe man Indizes wie Preise und Erträge heran, so zeige sich Folgendes: «Insbesondere in den Aufwertungsphasen des Schweizer Frankens haben viele Anbieter ihre Preise aufgrund der schwachen Nachfrage gesenkt. So erstaunt es nicht, dass die Umsätze pro Logiernacht seit zehn Jahren rückläufig sind. Die Preise in der Beherbergung liegen im laufenden Jahr rund 5% unter dem Niveau von 2010. Durch die Preiszurückhaltung wurde gegenüber dem Ausland ein Teil des Verlustes an preislicher Wettbewerbsfähigkeit wettgemacht. Da die Kostenstruktur bei vielen Betrieben wenig Spielraum zulässt, verschlechterte sich durch die Preissenkungen entsprechend die Ertragslage. Die Margen sind daher in den letzten zehn Jahren in einigen Betrieben um bis zu 15% eingebrochen.»

Das Tessin leidet

Auch betreffe die positive Entwicklung der Übernachtungszahlen nicht alle Teile der Schweiz. «Während die Logiernächtezahlen im Alpenraum seit 2017 von einem tiefen Niveau aus ansteigen, verzeichnete die Stadthotellerie bereits seit mehreren Jahren ein Wachstum. Im Tessin, einer Tourismusregion welche schon seit Jahren mit sinkenden Logiernächten zu kämpfen hat, gehen die Logiernächte im Jahr 2018 schätzungsweise um mehr als 7% zurück.»

Bezüglich Logiernächte dürfe man zudem nicht vergessen, dass der Anstieg von einem tiefen Niveau aus geschehe. «Insbesondere die europäischen Gäste sind noch lange nicht auf dem Niveau zurück wie vor dem Frankenschock (immer noch 8,7% darunter).» Zudem werde sich das Wachstum voraussichtlich abschwächen. Ein Grund dafür liege primär in der Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro, die seit Mitte Jahr stattfindet. Das Wechselkursrisiko bleibe zentraler Unsicherheitsfaktor.

Vorsichtiger Optimismus angebracht

Hotelleriesuisse will darum noch nicht von einer breit angelegten Trendwende in der Branche sprechen. Was klar sei: «Die Logiernächtezahlen bewegen sich nach oben und das hilft der Schweizer Beherbergungsbranche. Genauso wichtig ist es jedoch, die Preis- und Ertragssituation sowie die regionalspezifischen Gegebenheiten in der Entwicklung genau zu beobachten. Die Branche hat noch immer massiven Investitionsbedarf und ist auf qualifizierte und gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen. Beiden Engpässen kann dank einer verbesserten Preis- und insbesondere Margensituation erfolgreich entgegengewirkt werden.» (MICE-tip)