«Ablasshandel» mit Klimatickets: Happige Preisdifferenzen (Ausgabe 2007-32)

Immer mehr Passagiere erwerben freiwillig ein Klimaticket – doch wie teuer muss dieses sein?

Ein umweltbewusster Kunde möchte klimaneutral in die Ferien auf die Malediven fliegen und will deshalb
ein «Klimaticket» kaufen. Für das Reisebüro ergibt sich ein Problem: Die Emissionsrechner auf den Websites der drei Klimaschutz-Organisationen Atmosfair, Myclimate und Sustainable Travel International (STI) ergeben drei recht weit auseinander liegende Kompensationsbeträge, nämlich 122, 144 und 179 Franken. Das billigste Klimaticket gibt es beim Schweizer Anbieter Myclimate, das teuerste bei der amerikanischen STI.
Für einen Flug von Zürich nach Sydney ergeben sich folgende Kosten für ein Klimatix: Die Amerikaner von STI sind mit 214 CHF am günstigsten, bei Atmosfair kostet das 415 CHF, und bei Myclimate immer noch 348 CHF.

Grosse Unterschiede zeigen sich auch in der Schadstoffmenge, welche gemäss den drei Organisationen zu kompensieren sind. Bei Myclimate sind es rund 8600 Tonnen, bei STI 11750 Tonnen und bei Atmosfair 12500 Tonnen.

Wieso gibt es bei Klimatickets so grosse Unterschiede? TRAVEL INSIDE hat nachgefagt.
Gemäss Kathrin Dellantonio von Myclimate beruhen unterschiedliche Werte für die verursachten Emissionen darauf, dass es kein allgemein gültiges Berechnungsmodell für Flugemissionen gibt. Jedes Modell baut bezüglich Flugzeugtyp, Auslastung, Anzahl Sitze usw. auf einer Reihe von Annahmen auf, die je nach Emissionsrechner verschieden sind. Zudem gibt es auch noch den sogenannten Radiative Forcing Index RFI. Dieser rechnet andere Emissionen in CO2-Äquivalente um und liegt laut dem IPCC zwischen 2 und 4. Myclimate rechnet mit 2, andere mit mehr oder auch mit null.

«Wichtiger als der Rechner sind jedoch die Projekte, in denen die Emissionen kompensiert werden», hält die Myclimate-Sprecherin fest, «dort setzen wir höchste Qualitäts-Massstäbe an, damit der Kunde sicher sein kann, dass eine bestimmte Menge CO2 tatsächlich reduziert wird.»