Aerolineas Argentinas: Knatsch zwischen neuem und altem GSA (Ausgabe 2010-35)

Roland W. Bühler (Airpass Services) erhebt schwere Vorwürfe gegen frühere Mitarbeiterin.
Am 1. September hat Beatrice Rüttimann mit der von ihr neu gegründeten Avixpert GmbH als General Sales Agent (GSA) die Vertretung der Aerolineas Argentinas (AR) in der Schweiz übernommen. Als einzige Gesellschafterin und Geschäftsführerin mit Einzelunterschrift und 20 Stammanteilen zu je CHF 1000 ist Rüttimann eingetragen. Bisher war Airpass Services Switzerland mit dem AR-GSA-Mandat betraut. 

Airpass Services Switzerland, von Willy Luder gegründet, wurde 2007 von CGS übernommen. Im April 2009 wurde Roland W. Bühler von CGS-CEO Perry W. Jenning als Geschäftsführer eingesetzt. Bühler hat nun per 1. Juli in einem Management Buyout Airpass Services zu 100% von CGS übernommen. Dass Rüttimann bis vor Kurzem bei Airpass für Aerolineas Argentinas zuständig war, wirft Fragen auf. 

Auf Anfrage erklärt Rüttimann, dass ihr im Februar 2010 gekündigt worden sei. Roland W. Bühler habe das AR-Mandat ohne sie weiterführen wollen. Rüttimann: «Damit war Aerolineas Argentinas nicht einverstanden, da durch meinen Abgang die verantwortliche AR-Person nicht mehr bei Airpass war. Das Mandat bei Airpass wurde gekündigt und ich wurde angegangen, das Mandat zu übernehmen. Deshalb habe ich Avixpert gegründet. Mein Arbeitsverhältnis mit Airpass endete am 31. Juli.» Bereits von 1980 bis 1991 war Rüttimann für AR in deren eigenem Büro in der Schweiz tätig. In den letzten sechs Jahren habe sie das Mandat bei Airpass aufgebaut, von null bis gut laufend, so Rüttimann.

Gegenüber den Kunden ändere sich ausser der Firma dahinter nichts: «Wir sind für Verkauf, Marketing und Ticketing zuständig. Auch die Leute werden die gleichen sein, denn Jeannette Feliz, die mit mir bei Airpass das AR-Mandat betreute, kommt zu mir. Per 1. Oktober wird noch Sabine Bamberg, die früher während sechs Jahren bei Aerolineas Argentinas in Frankfurt gearbeitet hat, zum Team stossen. Am 31. August hat die Übergabe von Airpass an Avixpert stattgefunden», so Rüttimann.

Auf den Mandatswechsel angesprochen hält sich Roland W. Bühler nicht zurück: «Nach dem Wegfall der direkten Schweiz-Flüge von Air Seychelles im Frühling 2010 musste ich aufgrund der zu erwartenden Ertragseinbussen bei diesem wichtigen Mandat eine Personalreduktion ins Auge fassen und wollte gleichzeitig Airpass neu aufstellen. Innerhalb der angestrebten Reorganisation der Bereiche Verkauf und Reservation gab es erste Meinungsverschiedenheiten. Frau Rüttimann wollte meine Pläne nicht mittragen. Ich musste mir überlegen, auf wen ich verzichten konnte. Da Frau Rüttimann im Februar 2011 das Pensionsalter erreichen wird, die Reorganisation nicht mittragen wollte und sich nicht sehr loyal verhielt, entschied ich mich, ihr zu kündigen. Ich habe ihr sogar offeriert, eine Lohneinbusse als Folge der möglichen Arbeitslosigkeit mittels einer Abgeltung auszugleichen.»

Bühler geht noch weiter und wirft Rüttimann vor, während der Kündigungsfrist gegen vertragliche Pflichten und Vereinbarungen – darunter ein Konkurrenzverbot – verstossen zu haben: «Sie hat Kunden aufgefordert, wegen ihrer Kündigung Protestmails an AR zu senden. Zudem hat sie nachweislich eine Mitarbeiterin kontaktiert und abgeworben sowie aktiv die Abwerbung der Aerolineas Argentinas betrieben, indem sie gemäss Aussagen der AR ein Proposal für eine GSA-Übernahme eingereicht hat. Wenn man weiss, wie lange eine Firmengründung in etwa dauert, dürften auch die Vorbereitungen für die Avixpert-Gründung in die Kündigungsfrist gefallen sein. Ich habe mich nun entschieden, rechtlich gegen sie vorzugehen.»

Bühler zeigt sich auch enttäuscht über das Verhalten der Airline: «Ich hätte nie gedacht, dass eine so renommierte Airline einen solchen Entscheid fällt, vor allem nachdem wir uns nach der Freistellung von Rüttimann noch besser für AR aufgestellt haben und im ersten Halbjahr 2010 ein markantes Umsatzwachstum erzielten. Der einzige Vorwurf, den man uns macht, ist die Kündigung von Rüttimann. Trotz allem halte ich Aerolineas Argentinas weiterhin für eine gute Airline und Argentinien für ein sehr attraktives Reiseziel.»

Urs Hirt