Air Berlin mischt Charter-Markt auf (Ausgabe 2006-40)

Urs Hirt über die Pläne von Air Berlin

Air Berlin wird im kommenden Sommer  die Samstags-Operation nach den Kanaren und Madeira fortsetzen. Gleichzeitig wird das Ferien-Angebot ab Zürich weiter ausgebaut. Diesmal sind Griechenland (Heraklion, Thessaloniki und Rhodos), Ibiza und der Norden Deutschlands im Visier der Berliner. Wer bei der Ankündigung der Winter-Offensive noch an der Nachhaltigkeit der Operation gezweifelt hatte, muss über die Bücher gehen. Air Berlin will es im Ferienverkehr ab Zürich wissen. Die Gesellschaft hat eine Entwicklung eingeleitet, deren Ende gegenwärtig noch nicht absehbar ist. Sie hat jedenfalls bei den etablierten, vertikal integrierten Chartergesellschaften und ihren Besitzern wenn nicht Panik, dann minimal Unruhe ausgelöst und einiges an Bewegung ausgelöst.

So wird zum Beispiel das Charter-Programm auf den Rennstrecken, das im Sommer 2006 mehr zwischen EDW und BHP geteilte Frequenzen vorsah, im kommenden Sommer wieder auf den Status quo zurückgefahren. Jede Gesellschaft fliegt wieder für sich und in eigener Regie. Offenbar ist die Frequenzzahl kein Argument im Kampf gegen Air Berlin.

Der seinerzeit von den beiden grossen TOs beschlossene «Ausschluss» Dritter, der offiziell mit Kapazitätsproblemen begründet wurde, wird nicht zuletzt unter dem Einfluss des deutschen Eindringlings je länger, je mehr aufgeweicht. Denn die Ausgeschlossenen haben sich mittlerweile organisiert. Und es kommen Allianzen zu Stande, die bis vor kurzem nicht denkbar waren. Ein Beispiel: Travelhouse hat einen Volumendeal mit Belair abgeschlossen. Vor 18 Monaten war derselbe TO bei der HPSG für eine Kooperation auf Griechenland-Flügen noch persona non grata. Nun bemüht man sich, dieses Unternehmen als Risiko-Partner zu gewinnen.

Das zeigt, dass es zu Überkapazitäten im Charter-Angebot kommen wird. Und damit wird die Stellung aller nicht vertikalisierten Veranstalter gestärkt. Sie können neu auswählen und werden davon wohl ungeniert Gebrauch machen. Es ist absehbar, dass dabei viel über den Preis laufen wird. Da scheint Air Berlin über Vorteile zu verfügen. Dem Vernehmen nach entsprechen die AB-Verkaufspreise den Einstandspreisen der Konkurrenz.
Weshalb dem so ist, braucht die Besteller nicht zu kümmern. Einzig Fragen nach der Nachhaltigkeit stehen nach dem kurzfristigen Aus des Frankfurt-AB-Abenteuers im Raum. Aber im Charterwesen war Nachhaltigkeit noch selten gefragt.