Air Canada belohnt Reisebüros für deren Online-Flugbuchungen (Ausgabe 2006-49)

Der kanadische National Carrier will Agenten dazu bringen, Buchungen über seine Website zu tätigen – mittels Kommissionen.

Letzte Woche hat Air Canada (AC) in der Schweiz die Reisebüro-Website www.aircanada.com/agents live geschaltet. Darauf können sich IATA-Agenturen einloggen und danach in einem geschützten Bereich auf sämtliche Tarife und Online-Produkte des Carriers zugreifen – und natürlich auch äusserst einfach buchen.

Im Prinzip ist diese geschützte Website lediglich ein Spiegelbild der Konsumenten-Website: Die Preise sind in Franken angegeben, man kann weltweite Air-Canada-Flüge buchen und mit Kreditkarte bezahlen, Online einchecken und diverse Infos rund um Air Canada und ihre verschiedenen Tarifklassen und Bonusprogramme sowie die von ihr angeflogenen Flughäfen erhalten. Die Agenten sind dem Endkonsumenten gewissermassen gleichgestellt – mit dem Unterschied, dass Agenten-Buchungen über die gesicherte Website mit 4% (Longhaul) und 1% (Domestic) des Flugtarifs honoriert werden. Zudem erhalten sie via BSPlink die ganze Abrechnung und ein komplettes Reporting. Laut Pamela Niggli (Sales/Marketing Manager AC Schweiz) durfte übrigens jeder Markt über die Höhe der Agenten-Honorierung selber entscheiden.

Robert Boulert, Air Canada Commercial Manager Europe und Verantwortlicher für die Europa-Einführung der Website, erklärt: «Wir sehen die Zahlungen nicht als Kommission, sondern als Belohnung für Unterstützung im Verkauf. Bisher werden 80% über den Agentenkanal umgesetzt, und obwohl wir auch stark den Direktverkauf bei Konsumenten fördern, sollen Agenten die Chance haben, dieselben Online-Vorteile für ihre Zwecke zu nutzen.» Air Canada überlasse es den Agenten insofern auch, ob sie auf die Buchungen noch eine eigene Beratungs- oder Buchungsgebühr schlagen wollen.

Ein weiterer Grund, die intern AOD (Agent Direct Online) genannte Website aufzuschalten – wie dies seit über 18 Monaten in fast allen Märkten von Air Canada geschieht –, liegt in der Umschiffung von GDS-Segmentkosten, wobei Boulert relativiert: «Das primäre Ziel sind nicht Senkungen der GDS-Kosten, sondern Mehrumsatz. Das Problem war, dass einige unserer Web-Produkte in den GDS nicht zu verkaufen waren, da diese zu standardisiert sind. Wir wollen die kompetitiven Vorteile, die eine Web-Buchungsplattform mit sich bringt, besser nutzen.» Die Kostendebatte zwischen Airlines und GDS sei ohnehin veraltet: «Es geht mehr um einen Positionierungskampf. Die GDS müssen sich mehr in Richtung Merchandiser statt nur Transaktionsplattform bewegen.»

Zurzeit ist eine «Basic-Form» der Website aufgeschaltet; Interessenten erfahren auf einer «Virtual Tour» die Vorteile von AOD, und ein guter FAQ-Link enthält alle notwendigen Infos. Schon ab Frühjahr 2007 soll zudem ein Interface bereitstehen, mit welchem TOs ihre Website mit AOD verknüpfen können. Bleibt die Frage, wie die Broker auf dieses Tool reagieren werden, welches ihnen Arbeit entzieht. Das Buchen und die Kommissionsberechtigung via AOD sind übrigens auch absolut volumenunabhängig.

Jean-Claude Raemy