«Airlines lassen wichtigste Vertriebspartner im Stich» (Ausgabe 2010-41)

Immer mehr Reiseprofis machen ihrem Unmut über das Verhalten der Fluggesellschaften Luft.
Die Diskussionen über ADM-Belastungen oder die rechtlichen Abklärungen des Schweizerischen Reisebüro-Verbandes (SRV) zur Frage, was sich Reisebüros von Airlines gefallen lassen müssen und was nicht, zeugen von tiefen Rissen im Verhältnis Reisebranche-Airlines.

Der Unmut nimmt zu; immer mehr Reiseprofis äussern klar ihre Meinung. «Ob API oder ESTA für USA-Passagiere, Sitzplatz-Reservationen, Umbuchungen, Nachfragen, Refunds – wir müssen immer mehr für die Airlines machen und erhalten dafür keine Entschädigung. Die Airlines lassen ihren wichtigsten Vertriebspartner im Stich und vermitteln uns das Gefühl, nicht mehr wichtig für sie zu sein. Sie lassen jegliche Kulanz vermissen. Ab und zu ein Entgegenkommen mit gesundem Menschenverstand wäre wünschenswert. Im Verkehr mit ihren Direktkunden scheint fast alles möglich zu sein – damit fällt man uns in den Rücken. Ich möchte gerne sehen, was passieren würde, wenn wir alle Kunden mit ihren Anliegen direkt an die Airline verweisen würden», erklärt Marco Lehmann (Ryffel Reisen, Jona).

Ob sich die Airlines überhaupt bewusst sind, was sie mit ihrer Politik anrichten, fragt sich Nick Gerber (Product Manager Flights, Globetrotter): «In keiner anderen Branche kann man sich vorstellen, dass der Hauptvertriebspartner für seine Leistungen nicht entschädigt wird. Die Idee, Consolidators sollten von den Reisebüros eine Entschädigung für ihre Dienste einfordern, entbehrt jeglicher Vernunft. Gleichzeitig belastet man die gleichen Büros bei jeder kleinsten Ungereimtheit noch per ADM. Ich verstehe die Welt nicht mehr. So funktioniert ein Vertrieb nicht. Hier wird ein internes Problem ausgelagert. Wir alle wollen gerne Tickets verkaufen, aber dafür auch entschädigt werden.»

Die Ausführungen zu den vom SRV in Auftrag gegebenen rechtlichen Abklärung über gewisse Airline-Praktiken liegen nun vor. Sie erhöhen den Druck auf die Airlines, ihre Vertriebspolitik zu überdenken.