Airlines profitieren vom tiefen Kerosin-Preis (Ausgabe 2016-04)

Weniger Zuschläge – ein frommer Wunsch

Ein Barrel Öl, d. h. 159 Liter, kostete vor Redaktionsschluss US-$ 32.89. Damit hat der Ölpreis nach einem Rekordtief zwar die 30-Dollar-Marke zurückerobert, dennoch liegt er immer noch auf einem Viertel seines Höchststandes. Der Preisverfall an den internationalen Ölmärkten kommt den Airlines gerade recht: So rutschte die amerikanische Delta nach bitteren Verlusten dank geringer Kerosinkosten in die Gewinnzone. Bei der Lufthansa sollen die Treibstoffkosten 2016 trotz eines wachsenden Flugangebots im Jahresvergleich um EUR 800 Mio. auf EUR 4,9 Mia. sinken. Doch bringt billiges Kerosin auch billigere Tickets? Die SAS z. B. gibt ihren Kunden einen Teil dieser Einsparungen zurück. In einem Interview sagte Harry Hohmeister – Mitglied im Vorstand der Lufthansa Group, verantwortlich für Hub Management –, dass den Kerosin-Einsparungen der gestiegene Dollar sowie die abgesicherten Ölpreise gegenüberstünden. Zudem seien die Flugpreise teilweise dramatisch gefallen. Dass Airlines um ihr Überleben kämpfen und den Einkaufspreis hinsichtlich Treibstoffund Währungsschwankungen mittels Fuel-Hedging bis zu einem Jahr im Voraus absichern, ist nichts Neues. Die Preise können nicht sofort gesenkt werden, weil man dadurch an fix vereinbarte Preise gebunden ist. Der Ölpreis sinkt aber nicht erst seit gestern. Dennoch wurde der Treibstoffzuschlag bei kaum einer Airline angepasst. Eine Tatsache, die dem Konsumentenschutz schon länger ein Dorn im Auge ist. Im Gegenteil: Der Einbruch des Kerosinpreises seit September 2013 hat die Airlines 2014 nicht von Treibstofferhöhungen abgehalten. Bei der Swiss heisst der Treibstoffzuschlag «Internationaler Zuschlag». Dieser enthält diverse Kostenpositionen, u. a. Kerosinkosten, sowie Gebühren von Flughäfen und Flugsicherung. Dieser Zuschlag wird nicht angepasst, wenn sich eine der Kostenpositionen kurzfristig absenkt oder steigt. Der Treibstoffaufwand stellt bei den meisten Airlines den grössten Kostenfaktor dar. Trotz tiefer Ölpreise sind die Durchschnittserlöse pro Passagier bei Swiss über die Letzten Jahre aber rückläufig. Der Gedanke, dass sich Airlines heute nur noch aufgrund der tiefen Ölpreise über Wasser halten können, ist beunruhigend. Was passiert, sollte der Ölpreis wieder in die Höhe schiessen? Die Konsequenz ist klar, der Kunde wird mit einer Treibstofferhöhung an die Kasse gebeten. Dass Kunden von den tiefen Ölpreisen profitieren, wäre eigentlich nichts anderes als fair, doch dies wird wohl ein frommer Wunsch bleiben.

Erna Jonsdottir