Aldi Suisse Tours lockt mit Tiefpreisen (Ausgabe 2007-03)

Das Angebot ist relativ klein, und viele (Selbstfahrer-) Angebote führen in die Schweiz. Die bisherige Nachfrage soll aber gut sein. In Deutschland ist sie gar exzellent.

Der Discounter Aldi ist seit etwas mehr als einem Monat mit Reiseangeboten im Schweizer Markt präsent. Zum bisherigen Geschäftsverlauf erklärt Aldi-Sprecher Sven Bradke: «Aldi Suisse Tours ist mit dem Start sehr zufrieden. Bei mittlerweile 27 Aldi-Suisse-Filialen, die einen wesentlichen Bestandteil der Werbung ausmachen, ist das Resultat der ersten Wochen sehr beachtlich.» Zahlen nennt Bradke allerdings nicht – eine richtige Auswertung werde man frühestens nach einem Jahr vornehmen: «In diesem Jahr probieren wir noch das eine und andere aus. Wir beobachten zudem den schweizerischen Reisemarkt sehr genau, um überzeugende Angebote, welche unserer Philosophie ‹Reisen zu günstigen Preisen› entsprechen, anbieten zu können.»

Offensichtlich kommen die sich alle zwei Wochen abwechselnden Reisen bei den Endkunden also an. Die Angebote im Web und in den Flyern, die in den Aldi-Filialen aufliegen, sind übersichtlich, einfach gegliedert und vor allem spottbillig. Ein Preisvergleich für ein aktuelles Städtereisen-Angebot nach Berlin (mit Flug von Air Berlin ab Zürich) fördert zutage, dass Aldi für dasselbe Angebot 319 Franken oder gut 41% billiger als Falcontravel und 330 Franken (fast 42%) billiger als Kuoni ist.

Der Nachteil: Es gibt keine Beratung. Zudem sind einige der Aldi-Angebote ziemlich dürftig – eine Städtereise nach Mailand entpuppt sich als Hotel-Angebot zu fixen Daten; der Kunde muss selber anreisen und erhält vor Ort ausser der Übernachtung auch keine Leistungen offeriert. Da könnte man auch gleich direkt ein Hotel in Mailand buchen. Immerhin: Aldi deklarierte von Anfang an, dass auch für Selbstfahrer-Angebote der Preis das entscheidende Kriterium ist.

Günstig produzieren erlaubt es, günstig anzubieten. Die Discounter, die das Reisegeschäft plötzlich alle (neu) entdeckt haben – neben Aldi sind ja in der Schweiz auch Reisen von Tchibo oder Denner zu haben, und in Deutschland hat inzwischen auch Lidl Reiseangebote lanciert, während Spar in Österreich neu Reisen feilbietet –, wenden die Low-Cost-Maxime auch im Tourismus an und setzen auf ihr eigenes, vorhandenes Vertriebsnetz.

Übrigens: In Deutschland ist der Exklusivpartner von Aldi Reisen die 75%-TUI-Tochter Berge & Meer, welche hierzulande für die Reiseproduktion des Discounters Tchibo verantwortlich zeichnet. Aldi Reisen ist in Deutschland furios gestartet und brachte die Website von Berge & Meer durch über eine Million Zugriffe in den ersten Verkaufsstunden kurzzeitig zum Erliegen. Die hohe Nachfrage entstand aufgrund der extrem tiefen Preise, etwa eine Woche Mauritius für 999 Euro oder eine Woche Mallorca für 199 Euro (Flug und Übernachtung inklusive).

Jean-Claude Raemy