Angriff auf Touristen in Hurghada (Ausgabe 2016-02)

Die Gefahren nicht überbewerten

Der Angriff auf drei Touristen in Hurghada hat Anfang Woche in der Tagespresse grosse Wellen geschlagen: Die Rede war von «nächster Tiefschlag für Ägypten», «IS–Angriff» oder «Terrorangriff», um einige Schlagwörter zu nennen. Tatsache ist: Die Touristen wurden leicht verletzt. Hinzu kommt: Mit Messern bewaffnete Verrückte gibt es auf der ganzen Welt, auch in der Schweiz. Damit sollen der Schock und das Leid der Betroffenen nicht heruntergespielt werden. Dennoch kann hier wohl kaum von einem Terroranschlag die Rede sein. Man denke an das mutmassliche Selbstmord-Attentat bei der Sultan–Ahmet-Moschee in Istanbul von Dienstag, bei dem bis Redaktionsschluss von rund zehn Toten Touristen die Rede war. Und: Man schaue sich die Übersicht ausgewählter islamistisch-terroristischer Anschläge des deutschen Bundesamts für Verfassungsschutz an – erstaunlich viele Anschläge werden von der Tagespresse ignoriert. 

Deshalb ist es verständlich, dass Ägypten-Spezialisten von einem Aufbauschen sprechen. In den letzten Monaten gab es in der Schweiz grausame Morde, Frauen fühlen sich in deutschen Städten derzeit kaum mehr sicher und vermutlich ist die Gefahr, von einem Mann mit Messer angegriffen zu werden, an der Langstrasse in Zürich grösser als in einem Hotel in Hurghada. Die grossen Schweizer TOs zeigen sich trotzdem sehr kulant. Sie bieten kostenlose Annullationen und Umbuchungen. Dies, obschon das EDA keine Reisewarnung ausgesprochen hat. Wie bei der TI-Umfrage ans Tageslicht kam, bewahren die Schweizer Touristen vor Ort einen kühlen Kopf. Laut allen vier befragten TOs wollte keiner vorzeitig aus Ägypten zurückreisen. Much ado about nothing, also viel Lärm um nichts. 

Ägypten leidet schon länger, die Buchungen sind eingebrochen. Hotelplan Suisse lässt seine beiden Vollcharter mit Helvetic Airways nach Sharm el-Sheikh und Hur-ghada bis Mitte März am Boden. Die Air Berlin/Belair fliegt im Moment nur einmal die Woche ab Zürich und Basel. Die Donnerstagsflüge sind seit Herbst 2015 aufgrund der tiefen Nachfrage gecancelt, ebenfalls bis Mitte März. Gestrichen ist auch der Vollcharter mit ETI. Zudem sind die Flüge ab Zürich nach Marsa Alam bis März annulliert. Das Positive: Die Negativfolgen des gestrichenen Vollcharters mit Air Berlin muss ETI nicht alleine tragen. Derzeit wird es wieder deutlich, wie wichtig es ist, mit verlässlichen Partnern zusammenzuarbeiten, spricht doch ETI von fairen Lösungen, die man gemeinsam mit Air Berlin und Edelweiss in Sachen Vollcharter gefunden hat. Das ist vielleicht das Einzige, was bleibt: den Lärm ignorieren und in schweren Zeiten zusammenstehen. 

Erna Jonsdottir