«Auf einen solchen Ansturm sind wir nicht vorbereitet» (Ausgabe 2015-41)

Der Garantiefonds der Schweizer Reisebranche rechnet mit einem grossen Schaden durch den Konkurs von WTA-X Travel.

Ein «ungemein komplexer Fall» hält derzeit den Schweizer Garantiefonds in Atem. Die Insolvenz der sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland ansässigen Veranstaltergruppe WTA-X Travel (TI berichtete) weist gemäss Garantiefonds-Geschäftsführer Stefan Spiess viele Ungereimtheiten auf, die internationalen Verflechtungen sind noch nicht entwirrt. Involviert sind je ein Konkursverwalter in der Schweiz und in Deutschland sowie der Garantie-fonds und der deutsche Versicherungsträger bzw. dessen Schadenabwicklungsstelle. Bis man zur Schadensumme und zur Anzahl Geschädigter eine verlässliche Aussage machen könne, dauere es noch sicher eine Woche, meint Spiess. Die Konkursanmeldung von WTA-X ist dann bereits einen Monat her. 

«Wir sind schlank aufgestellt und auf einen solchen Ansturm nicht vorbereitet», sagt Spiess, der die Geschäftsstelle gemeinsam mit einer Sachbearbeiterin managt. Inzwischen ist Ombudsman Franco Muff mit eingesprungen, um die zahlreichen Anfragen von (mehrheitlich deutschen) Kunden zu bewältigen. Auch frühere Mitarbeitende wurde reaktiviert. Was via Sicherungsschein laufe (der für Reisende aus Deutschland ausge-geben werden muss), könne man operativ nach Deutschland abgeben, finanziell allerdings nicht. «Wir sind selbst noch im Lernprozess, was diesen Fall angeht», räumt Spiess ein. Sicher sei: Es trete ein grosser Schaden ein. 

Stiftungsratspräsident André Dosé äussert sich gegenüber TI: «Wir arbeiten immer noch mit Hochdruck an Lösungen.» Man sei dabei, alle Verträge zur Bewältigung der operationellen Fragen mit allen Behörden und Partnern unter Dach und Fach zu bringen.

Primäre Aufgabe des Garantiefonds ist es gemäss Spiess nun, möglichst viele Abreisen zu ermöglichen, vorerst bis 30. November. Auf diese Weise können nämlich bereits getätigte Anzahlungen, weitere Restzahlungen sowie die Veranstaltermarge zur Schadensminderung eingesetzt werden. Eine Rückzahlung des Reisepreises wäre für den Garantiefonds teurer.  

Den Social-Media-Kanälen von WTA-X zufolge werden die Reise-dokumente mehrheitlich an die Kunden verschickt. Allerdings ist auch von Stornierungen die Rede, wenn etwa zwischen den Versicherern und Hotels keine Einigung erzielt werden konnte. 

Stephanie Günzler/Stefan Jäggi