Aussergewöhnliche Dynamik (Ausgabe 2007-24)

Chris Probst über die neuen Verbandsstrukturen

Obwohl an der Generalversammlung der Reisebürovereinigung der Kantone Bern und Solothurn (RVBS) erstmals konkret vorgestellt wurde, wie die neuen Verbandsstrukturen aussehen werden, gibt es nach wie vor offene Punkte – teilweise auch neue Probleme. Da fragt sich beispielsweise ein Mitglied des RVBS, das heute der STAR und nicht dem SRV angehört, was denn mit ihm geschehen werde, wenn es dereinst nur noch eine Verbandsmitgliedschaft gibt. Muss er bei STAR aus- und dem SRV beitreten, wenn er regional organisiert bleiben will? Diese Ungewissheit ist in der Arbeitsgruppe scheinbar weder aufgetaucht noch diskutiert worden. Auch die Frage, welches denn die genauen Funktionen der Regionen sein sollen, nachdem die Ausbildung zentral organisiert wird, ist noch nicht geklärt. Die Arbeitsgruppe wird bis zur Präsidentenkonferenz im Herbst noch genug Arbeit haben.

Hauptgrund für die Strukturreform waren die hohen Kosten für die Ausbildung. Genau deswegen schmelzen die Vermögen der regionalen Vereinigungen in den meisten Fällen, in der RVBS beispielsweise um rund 30000 Franken im letzten Jahr. Die Regionalverbände sind nun in einer Zwickmühle: Sollen Mitgliederbeiträge erhöht werden? Oder soll man, weil sowieso niemand weiss, was mit dem restlichen Vermögen in zwei bis drei Jahren geschehen wird, das Vermögen gegen Null schrumpfen lassen?

Auffallend in der RVBS war der Sparwille (oder teilweise fast Sparwahn) einiger Mitglieder. Die Ohrfeige für den SRV wegen der Verweigerung des Beitrags von 3000 Franken an die SRV-Werbekampagne wurde zwar noch anders begründet, aber die knapp abgelehnte Wiederwahl der externen Revisionsstelle (aus Kostengründen) löste angesichts der tiefen Kosten im Vergleich zum Vermögen bei den unterlegenen Mitgliedern Kopfschütteln aus.

Die RVBS-GV war aussergewöhnlich dynamisch, eine grosse Seltenheit bei solchen Versammlungen. Es gab angeregte Diskussionen, knappe Abstimmungsergebnisse, einen Stichentscheid des Präsidenten und einen kuriosen Vorfall: Wer hat schon mal darüber diskutiert, ob bei einer zweiten Auszählung der Stimmen (die erste Auszählung war unklar) die ursprüngliche Stimme eines Mitglieds, das sich in der Zwischenzeit auf die Toilette begeben hat, mitgezählt werden darf oder nicht? Es ist zu hoffen, dass diese Berner Dynamik vermehrt in die Versammlungen des SRV einfliesst, wenn es die RVBS mal nicht mehr gibt.