«Belair muss produktiver werden» (Ausgabe 2006-40)

Belair muss sich mehr um Fremdaufträge bemühen. Damit wurde der neue CCO Thomas Frischknecht beauftragt.

Herr Frischknecht, was ist Ihre Aufgabe bei Belair?
Der Verwaltungsrat verlangt von der Konzerntochter Belair eine höhere Produktivität. Gleichzeitig sollen die Risiken der Hotelplan Swiss Group vermin-
dert werden.

Steht es so schlecht um die Belair?
Keineswegs, man hat bisher lediglich der konsequenten Vermarktung der drei Flugzeuge weniger Beachtung geschenkt als der Inhouse-Produktion. Konkret: Die kommerzielle Verantwortung für die Gesellschaft war wenig ausgeprägt. Dazu kommt, dass sich das Umfeld seit der Gründung der Gesellschaft nicht zuletzt im Gefolge von 9/11 grundlegend verändert hat.

Wie lange sind denn die beiden B-757 und die B-767 jährlich in der Luft?
Die  drei Maschinen bringen es pro Jahr auf je rund 2500 Flugstunden. Das ist zu wenig, wir wollen diese Werte auf 3000 Stunden raufdrücken.  Wir haben mit den B-757 saisonal bedingt im Winter ein Problem, aber auch die B-767 absolviert in der winterlichen Hochsaison nur vier statt mögliche sechs Wochen-Rotationen. Diesen Winter fallen die Flüge für FTI ab Basel weg.

Für die B-767 haben Sie aber einen sehr guten Lease-Vertrag.
Das trifft noch bis Ende Wintersaison 2007/08 zu, da der Vertrag zum Teil auf die Anzahl geflogener Stunden abstellt. Man darf aber nicht vergessen, dass Lease-Gebühren nur einen Teil  der Fixkosten darstellen.

Wie sahs denn im Sommer aus?
Für 2006 dürfen wir auf den Kurz- und Mittelstrecken recht zufrieden sein, aber auch da wäre noch mehr dringelegen. Immerhin konnten wir die Ausfälle in der Südtürkei mit Flügen nach Prishtina kompensieren.

Wie wollen Sie Zusatzaufträge holen?
Grundsätzlich kommen dafür alle Schweizer TOs in Frage. Dabei geht es auf der einen Seite um die Zusammenarbeit auf BHP-Flügen, deren Kapazität nicht voll von der HPSG abgenommen wird. Wir suchen also zum Beispiel auf einem Kos-Flug noch rund 80 Passagiere, wenn die HPSG 130 Plätze blockiert.
Andererseits sind wir auch offen für  spezialisierte Nischenanbieter wie Kontiki, denen wir ganze Maschinen zur Verfügung stellen können.

Kommt Ihnen da nicht die Grösse der B-757 mit 209 Sitzen in die Quere?
Das ist teilweise richtig, aber auch eine unserer Chancen. So können wir interessierten TOs auf vielen Flügen Plätze offerieren. So kann Travelhouse bereits (dank eines Volumendeals, die Red.) auf allen unseren Flügen zubuchen.

Mit welchen TOs sprechen Sie?
Es ist unserer Meinung nach an den TOs, zu kommunizieren, mit welcher Gesellschaft sie fliegen. Bekannt ist bisher, dass TUI ab Sommer 2007 wieder auf Flügen von Belair und Edelweiss Plätze haben wird.

Sind Sie in der Wahl Ihrer Partner frei?
Grundsätzlich haben wir keine spezifischen Vorgaben. Ich nehme allerdings an, dass unser Verwaltungsrat keine grosse Freude hätte, wenn wir mit Coop ITS als Partner daherkämen.

Wie sieht die Kooperation mit TUI aus?
Es wird sich immer um Flüge handeln, auf denen Kuoni und Hotelplan auch Plätze haben.  Ziele also, die sich für einen einzigen TO nicht rechnen, weil das Risiko  zu hoch ist. Es geht also keinesfalls um zusätzliche Flüge auf Rennstrecken, sondern eher um solche zu griechischen Inseln. Auch wird es keine Belair-Flüge geben, auf denen nur TUI und die HPSG sitzen.

Welche anderen Neuerungen sind für den Sommer 2007 geplant?
Die Zusammenarbeit mit Kuoni wird fortgesetzt, aber im Kurz- und Mittelstreckenbereich werden beide Partner vermehrt auf ihre eigenen Bedürfnisse fokussieren.

Was bedeutet das?
Das Bedienungsbild des Sommers 2006 für die Rennstrecken mit sehr vielen «gemeinsamen» Flügen wird aufgegeben. Jeder TO kehrt wieder zu seinen eigenen Flügen zurück, wobei es da zu Überschneidungen kommen kann. Im Longhaul denken wir an eine neue Nonstop-Rotation nach  Vancouver.

Wo orten Sie Ihre wichtigsten Konkurrenten?
Generell alle Gesellschaften, die bereits Charter-Verbindungen aus und nach der Schweiz offerieren. Das sind primär die anderen Schweizer Charterer wie Swiss, Helvetic und Hello sowie Gesellschaften aus den Zielgebieten wie der Türkei und Air Berlin.

Können Sie da finanziell bestehen?
Das gelingt uns tatsächlich dank unseren schlanken Strukturen sehr oft. Allerdings wird es dann kritisch, wenn Mitbewerber Angebote machen, die nur Deckungsbeiträge umfassen, denn Quersubventionen liegen nicht drin.

Wie stehts mit andern Geschäften?
Noch offen ist, ob die HPSG im Mai/Juni 2007 wieder Sonderflüge mit der B-767 ausschreibt. Selbstverständlich schauen wir uns nach allen möglichen Richtungen um, so zum Beispiel auch bei Fussballmannschaften, die Auswärtsspiele im Europa-Cup absolvieren. Da konnten wir bereits in der Vergangenheit einige Erfolge feiern. Und neben Prishtina gibts auch Ziele wie Ohrid und Skopje, die interessant sind. Innerhalb des Konzerns klären wir auch ab, ob wir für Inghams Skiflüge nach der Schweiz und nach Österreich durchführen können.
Und der Einzelplatzverkauf soll im Rahmen der bisherigen Bestrebungen weiter gepflegt werden.

Gibts Neuigkeiten beim Produkt?
Ausser kleineren Anpassungen, die immer vorgenommen werden, sind wir von der Qualität unseres Angebotes überzeugt. Im Vordergrund steht nun eindeutig der Verkauf.

Peter Kuhn