Betroffene kritisieren Vorgehen der Swiss bei No-Shows (Ausgabe 2007-28)

Die Fachgruppe Flug fordert eine baldmöglichste Aussprache mit der Swiss über die angedrohte «Bussenregelung» bei fiktiven Buchungen.

Die von Swiss per Agenten-Newsletter am Montagabend angekündigte Massnahme, bei No-Show-Passagieren ohne Ticket, also bei fiktiven Buchungen, die buchenden Agenturen via ADM (Agent Debit Memo) mit 200 Franken zu belasten, stösst in der Branche auf Unverständnis. Marcel Hausheer (City Reisebüro, Zug) betont auf Anfrage von TI zwar klar, dass der Schweizerische Reisebüro-Verband (SRV) schwarze Schafe, die Missbrauch bewusst betreiben und Spielregeln nicht einhalten würden, keinesfalls verteidigen werde.

Andererseits hält der Leiter der Fachgruppe Flug beim SRV mit seiner Meinung bezüglich des Entscheids, der Kommunikation und der Umsetzung nicht zurück: «Es ist eine schwierige Angelegenheit, die von Swiss bei uns im SRV und im Rahmen anderer Gremien bereits früher thematisiert wurde. Solche Dinge passieren doch nur wegen der unsinnigen Preispolitik der Airlines. Niemand versteht, dass Oneway-Tarife im krassen Missverhältnis zu Retour-Tarifen stehen. Und dafür können weder die Kunden noch die Agenten etwas. Die jetzt angekündigte Massnahme birgt viel Zündstoff, denn die Belastung via ADM ist falsch und ADM ist im Moment sowieso schon ein Reizthema in der ganzen Branche. Die Abläufe, Einsprachemöglichkeiten sowie die Akzeptanz sind nicht geklärt und Thema von Diskussionen.  Zudem muss die Kommunikation der Swiss via Newsletter einfach als schlecht bezeichnet werden.»

Die Swiss will Hausheer zwar nicht angreifen, aber er könne sich vorstellen, dass dem Beispiel des Homecarriers nun relativ schnell andere Airlines folgen werden. Man kenne inzwischen dieses Spiel und er möge nicht daran denken, wie auch renommierte Airlines mit den ADM-Möglichkeiten umgingen. «Es ist an der Zeit, sich Gedanken über Sinn und Zweck des ADM zu machen, jedenfalls ist das ADM kaum als Mittel zur Verhängung von Bussen gedacht. Zudem habe ich auch rechtliche Bedenken, die zuerst abgeklärt werden müssen, bis hin zum Konsumenten», führt Hausheer aus.

Ein weiteres Problem sieht er bei den Brokern, die bei Buchungen bzw. Ticketbestellungen von Non-IATA-Agenturen die von der Swiss geforderte Kontrolle gar nicht wahrnehmen könnten. Jedenfalls wird der SRV gemäss Hausheer sofort das Gespräch mit der Swiss suchen. «Denn der Swiss sind die schwarzen Schafe bekannt, dann sollen sie doch jene angehen – statt die ganze Reisebranche zu verärgern.»

Marcel Herter (Passepartout, Zürich) hat zwar, «wenn ich mich in die Haut der Swiss versetze», Verständnis für deren Problem, hält aber das Vorgehen für nicht nachvollziehbar: «Kaum geht es der Swiss etwas besser, schlagen deren Repräsentanten wieder einen unnötig arroganten Ton an. Die Reisebüros sollen wegen einiger schwarzer Schafe mittels einer Art Sippenhaft getroffen werden. Was geschieht mit Buchungen von Non-IATA-Agenturen? Eine Busse mittels ADM ist zudem absolut unangebracht, weil diese nur für Tariffehler anwendbar ist.»

Urs Hirt