Bittere Pille für die griechischen Hoteliers (Ausgabe 2015-47)

Hellas beisst sich durch

Die Sorgen der griechischen Bevölkerung finden in den hiesigen Medien kaum noch grosse Resonanz. Die touristische Saison ist vorüber – aus den Augen, aus dem Sinn. In die Medien schafft es hin und wieder noch der Flüchtlingsstrom, der weiterhin die der türkischen Küste vorgelagerten Ägäis-Inseln überfordert. Die Streikwellen hingegen, die in den letzten Wochen das halbe Land lahmlegten, nahm man höchstens noch mit einem Schulterzucken zur Kenntnis.

Erst im September wurde die Regierung Tsipras mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt – jetzt, wo die Sparmassnahmen konkret werden, bekommt er den Unmut der Betroffenen zu spüren. Erst legten Hafenarbeiter und Seeleute den Schiffs- und Fährverkehr während Tagen lahm, dann stand der Athener ÖV still, und vor einer Woche richtete sich gar ein landesweiter Generalstreik gegen die weiteren Kürzungen von Renten und Gehältern.  

Sparen ist das eine – Mehreinnahmen für den Staat das andere. Und das kriegt nun auch die Tourismus-Industrie mit massiv erhöhten Mehrwertsteuer-Ansätzen für Hotels und Restaurants deutlich zu spüren. Das «Gesamtpaket» der steuerlichen Belastung für die Hoteliers steigt von bisher 10% auf neu rund 15% und liegt damit deutlich über den Werten, die in konkurrierenden Ferienländern erhoben werden, unterstreicht Andreas Andreadis vom Dachverband SETE.  

Gleichzeitig warnt er aber die Hoteliers davor, diese Erhöhung nun vollständig auf den Preis, resp, die Kunden abzuwälzen. Damit Griechenland im Wettbewerb mit der Türkei, Spanien und Italien preislich nicht ins Hintertreffen gelange, müsse man diese Mehrkosten soweit wie möglich selber tragen. Wie eine Umfrage von TRAVEL INSIDE bei Griechenland-Veranstaltern zeigt, fruchtet der Appell: Die Einkaufspreise in Griechenland für die Saison 2016 wurden nur minim erhöht – wenn überhaupt. Die griechischen Hoteliers beweisen Weitsicht und schlucken die bittere Pille. 

Beat Eichenberger