BLS beweist: Reisevertrieb und Bahn passen durchaus gut zusammen (Ausgabe 2015-35)

Während die SBB das Handtuch wirft, glaubt die Berner Privatbahn weiter an das Reisebürogeschäft.

Die SBB sieht im Verkauf von Reisen keine Zukunft mehr und schliesst auf Ende Jahr ihre Reisebüros. Ganz anders die BLS AG in Bern. «Wir sehen nach wie vor einen Markt für Reisebuchungen an unseren Schaltern», sagt Daniel Bachofner, Regionalleiter Verkauf bei der Privatbahn in Bern. In 26 Reisezentren in den Kantonen Bern, Freiburg und Luzern werden neben Bahntickets und -dienstleistungen auch Ferien in Nah und Fern verkauft. In der Strategie 2014 bis 2020 ist der Reiseverkauf noch fester Bestandteil.

Der Produkteschwerpunkt liegt in den Bereichen Bahn und Schiff. Hier gibt es seit diesem Jahr eine Partnerschaft mit den Globetrottermarken Globotrain und Globoship – inklusive eigenem Prospekt «Erlebnisreisen». Die Kunden fragen einfache Kreuzfahrten laut Bachofner ebenso nach wie Expeditionen ins Polarmeer oder Erlebniszugreisen. Regelmässig gebe es Themen-Schwerpunkte, mit denen der Vertrieb kommunikativ unterstützt werde.  

Die einst von der SBB ins Leben gerufenen «Traumreisen» habe man nicht verkaufen dürfen, erzählt Bachofner. «Das war ein reines SBB-Produkt.» Auch sonst gab es keine Zusammenarbeit. Trotzdem hätten die Kunden BLS und SBB in einen Topf geworfen. «Wir hatten nach der SBB-Ankündigung unerwartet viele Anfragen, wann wir denn nun schliessen», erzählt Bachofner. Schliesslich habe man reagiert, und die Kunden angeschrieben, dass man weiterhin für sie da sei. Von Inseraten hat die BLS abgesehen. «Das hätte schadenfreudig gewirkt.»

Anders als bei der SBB hat die BLS keine Extraräumlichkeiten für reine Reisebüros, die sie finanzieren muss. Jedes Jahr werden ein bis zwei Reisezentren modernisiert. Es gibt keine zusätzlichen Mitarbeitenden für den Reiseverkauf. Auch Reisebürolernende gibt es keine. Das bestehende Personal wird regelmässig in Beratung, Service und Buchungssystem (Cets, Galileo) geschult. Zudem unterstützt die BLS Studienreisen und Workshops. «Unsere Schaltermitarbeitenden sehen das als Jobenrichment», weiss Bachofner.  

Das Kerngeschäft der BLS-Reisezentren bleibe der Bahnverkauf, so Bachofner. Das Reisebürogeschäft mache einen kleinen Teil des Umsatzes aus. Wie viel, wird nicht kommuniziert. Bachofner: «Wir schauen den Reisevertrieb als Deckungsbeitrag an unser Bahngeschäft an, und das geht für uns im Moment auf.» Man wolle möglichst alle Reisebedürfnisse der Kunden abdecken.

Ob sich die Schliessung der SBB-Reisebüros positiv auf das Geschäft der BLS auswirken werde, kann Bachofner noch nicht sagen. «Wir hoffen natürlich, dass einige Kunden zu uns shiften.» Immerhin liege das BLS-Reisezentrum z.B. in Bern gerade mal 200 Meter vom SBB-Reisebüro entfernt. 

Stephanie Günzler

Die BLS AG

Die BLS ist die stärkste eigenständige Privatbahn in der Schweiz und fährt im Auftrag von sieben Kantonen. Sie betreibt mit der Berner S-Bahn das zweitgrösste S-Bahn-Netz der Schweiz und hat rund 3000 Mitarbeitende. Sie bedient aber auch den westlichen Teil der S-Bahn Luzern, ist im touristischen Verkehr verankert und übernimmt lokale Aufgaben von touristischen Partnern.