Es ist zwar nur ein kleines Detail, gibt aber viel über die Firmenkultur und den Zustand eines Unternehmens preis: das Weihnachtsessen. In jedem mässig verlaufenden Jahr taucht im Spätherbst unweigerlich die Frage auf, ob die Belegschaft mit einem Weihnachtsanlass belohnt wird.
In diesem Jahr hat Air Berlin bereits angekündigt, die Weihnachtsfeier ausfallen zu lassen. «Wer kein Geld verdient, muss sparen», so der neue Konzernchef Hartmut Mehdorn.
Die Schweizer Branchenleute sind diesbezüglich besser dran zum Beispiel bei Hotelplan Suisse. «Selbstverständlich werden wir auch dieses Jahr ein Weihnachtsfest organisieren, gerade weil 2011 für die Reisebranche ein schwieriges Jahr war», sagt Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir. Einschränkungen, etwa dass Mitarbeiter Getränke selber bezahlen müssen, wird es laut Huguenin keine geben.
Auch Kuoni erachtet einen Weihnachtsevent als «wichtig für die Identität und Kultur eines Unternehmens», so Sprecher Peter Brun. Es wird deshalb auch in diesem Jahr ein Anlass in ähnlichem Rahmen wie in den Vorjahren stattfinden.
Ein Zusammenhang mit der jeweiligen wirtschaftlichen Situation besteht laut Brun nicht: «Die Erfahrung hat gezeigt, dass auch Events mit geringeren Budgets tolle Partys waren. Das Zusammensein und das Feiern schätzen Mitarbeitende mehr als ein Sechs-Gang-Menü mit teuerstem Wein.»
Mit denselben Argumenten wird Globetrotter Travel Service in diesem Jahr ein Weihnachtsessen durchführen. «Ein solches Essen bietet die Gelegenheit, den Teamspirit zu fördern», sagt Sybille Spengler, Human Ressources. Auch Swiss wird gemäss Sprecher Jean-Claude Donzel wie üblich eine Christmas Party schmeissen; die Ausgaben und das Programm werden nicht reduziert.
Andere Veranstalter integrieren die Weihnachtsfeier in einen anderen Anlass. Knecht Reisen etwa lud seine Mitarbeitenden inklusive Begleitung an die Jubiläumsgala «50 Jahre Knecht Reisen» ein. TUI Suisse organisiert im Rahmen des Sommer Opening Workshops von nächster Woche einen Weihnachtsanlass für die Mitarbeitenden.
Und wie sieht es auf Retailer-Seite aus? Das Zürcher Büro Polyglott Tours & Travel etwa hat bereits im März Tickets für den Circus Conelli mit Abendessen und Show gekauft. «Dieses Jahr wird das Weihnachtsessen damit ein bisschen exklusiver als sonst. Die Geschäftsleitung will den Mitarbeitern in schwierigen Zeiten Danke sagen», sagt Geschäftsführer Sergio Orduña.
Das Reisebüro Hauger in der Innerschweiz organisiert für alle drei Büros jeweils ein gemeinsames Weihnachtsessen. «Beim Verzicht auf ein Weihnachtsessen spart man bestimmt am falschen Ort», sagt der Altdorfer Filialleiter Adrian Gisler. «Allgemein sollte der Mitarbeiter mehr Stellenwert in der heutigen Reisebranche bekommen. Werbung ist schön und gut, aber schlussendlich ist das Wohlgefühl eines Mitarbeiters für den Buchungserfolg massgebend.»
Stefan Jäggi
