Branchenspezifische Ausbildung muss her (Ausgabe 2007-05)

Chris Probst über Ausbildung und die SRV-Werbekampagne

In einigen Wochen werden auf verschiedenen Fernsehkanälen Werbespots für Reisebüros zu sehen sein. Hauptbotschaft dieser TV-Spots laut der zuständigen Werbeagentur: «Damit in den Ferien und auf Reisen alles stimmt, muss man ins Reisebüro gehen.» Der Konsument soll das Reisebüro als Berater und Insider sehen, der mehr weiss und der inspiriert. Also Mehrwert durch Know-how.

Grundsätzlich sind diese Bestrebungen, das Image der Reisebüros aufzupolieren, für den stationären Vertrieb positiv. Günstig ist die Kampagne mit einer Million Franken für das Jahr 2007 allerdings nicht. Umso wichtiger ist es, dass mit der Gemeinschaftswerbung eine nachhaltige Wirkung erzielt wird.

Das ist nur möglich, wenn der Inhalt der Werbebotschaft auch der Realität entspricht. An der Verkaufsfront ist ein – verglichen mit vielen anderen Branchen – extrem hohes und vielfältiges Know-how nötig. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Reisebüros sind im Alltag enorm gefordert. Ihr Job hat sich in den letzten Jahren zudem stark verändert. Man muss sich ernsthaft fragen, ob die neue kaufmännische Grundbildung (NKG) die richtige Ausbildung für Reisefachleute ist. Nur ein kleiner Anteil der Mitarbeitenden in der Branche hat einen traditionellen, kaufmännischen Job. Für diese stellt die NKG nach wie vor eine ausgezeichnete Ausbildung dar.

Nur wenige Human-Resources-Spezialisten glauben aber, dass die NKG auch für die Verkaufsfront die geeignete Grundausbildung ist. Für Verkaufs- und Beratungsbelange gibt es zu wenig Platz. Neue Ideen müssen her! Mittelfristig wird eine neue Grundausbildung zum «Travel Consultant» oder ähnlich die beste Lösung sein. Gefragt ist aber kein «Schnellschuss», sondern eine breit abgestützte, neue Ausbildungsmöglichkeit. Eine grundsätzliche Ablehnung einer solchen branchenspezifischen Ausbildung ist jedenfalls nicht zu spüren.

Grundausbildung ist jedoch nur die eine Seite. Verschiedene Tourismusfachschulen bieten den heutigen Anforderungen gerechte Weiterbildungsmöglichkeiten an. Gefordert ist auch jeder einzelne Betrieb, weil vieles nur in der Praxis erlernt werden kann. Es ist im Interesse aller, dafür zu sorgen, dass auch in Zukunft grosses Know-how vorhanden ist und an der Front bestens ausgebildete Mitarbeitende tätig sind. Sonst bringt keine Imagekampagne etwas.