Crossborder-Problem in Grenzregionen (Ausgabe 2015-30)

Retailer brauchen den Euro

«Gerade hatte sich die Crossborder-Problematik eingependelt – und dann kam der 15. Januar 2015.» Mit diesem Satz sprach Thomas Brezger von Coronita Holidays wohl vielen Reisebüros, vor allem aus den Grenzregionen, aus dem Herzen. Dabei haben die Veranstalter im Gegensatz zu 2011 schnell und vorbildlich reagiert. Da der Eurozerfall diesmal nicht als schleichende Entwicklung, sondern als grosser Knall kam, wusste man, was es geschlagen hatte. Sofort wurden die Preise gesenkt, schnell war man wieder konkurrenzfähig. Die Folgen haben die TOs zu tragen; die Preissenkungen fressen die sonst schon mageren Margen im Pauschalgeschäft endgültig weg.

Von den Reisebüros gibt es viel Lob für das rasche Handeln. Nur: Wie viel ist dieses Lob wert? Die meisten Retailer geben sich zwar Mühe, ihre Kunden zu überzeugen, dass Schweizer TOs nicht teurer sind. Wenn ein Kunde aber explizit deutsche TOs wünscht – und das kommt gerade in Grenzregionen häufig vor – ist der entsprechende Katalog schnell auf dem Tisch. Sonst läuft der Kunde aus dem Büro und über die Grenze.

Auf der anderen Seite ist es den loyalen Stammkunden zu verdanken, dass die Reisebüros trotz dem bisher harzigen Jahr nicht schlechter dastehen. Dank ihnen ist die Abwanderung ins Ausland geringer, als zu befürchten war. Diesen Umstand haben sich die hiesigen Reisebüros natürlich auch verdient, mit Service, Matching-Bemühungen und Überstunden. 

Die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig es ist, dass man hierzulande in Euro bezahlen kann und die TOs in Euro ausschreiben dürfen. Genau dies wird durch den neuen Leitfaden zur Preisbekanntgabeverordnung künftig aber empfindlich eingeschränkt. So wird es noch schwieriger, dem Kunden auf den ersten Blick klarzumachen, dass das Buchen in der Schweiz nicht teurer ist. Das ist schlecht – denn der Gedanke, dass im benachbarten Ausland sowieso alles billiger sei, will sich partout nicht aus den Köpfen der Leute verabschieden.

Stefan Jäggi