Das Check-in der Zukunft (Ausgabe 2006-34)

Unter Führung von All Nippon Airways (ANA) hat Star Alliance am Flughafen Tokyo ein eigenes Terminal eröffnet.

100 Tage Schonfrist sind bald um. Deshalb hat TRAVEL INSIDE den modernen South Wing am Internationalen Flughafen Narita bei Tokyo auf Einladung von ANA getestet. NH 210, der tägliche Service aus FRA, ist gelandet, und eine Jumbo-Ladung Passagiere ergiesst sich ins Termi-nal 1, das der «Star»-Kundschaft vorbehalten ist. Passkontrolle, Gepäckband, Zoll. Dann tritt man in den Publikumsbereich und ist angenehm überrascht. Direkt gegenüber dem Ausgang steht der Infoschalter. Die drei Hostessen sind für den Notfall. Jedes Detail ist übersichtlich in Englisch beschriftet: Baggage Drop oder Inlandflug-Check-in, links Service-Schalter, geradeaus Bus und Taxi, rechts runter zum Airport-Bahnhof.

wir beginnen mit einer Annehmlichkeit des am 2. Juni eröffneten Terminals: der Arrival-Lounge (für First, Business, Vielflieger). Gepäck abgeben, sich auf dem Massagesessel lockern, Saft trinken, Udon-Nudeln schlürfen, die Ruhe und das edle japanische Design geniessen. Per Gratis-W-Lan Mails checken, Passagiere aus den USA oder Paris geniessen bereits heute On-Board-Internet. Das Beste: Duschen stehen zur Verfügung (auch sie gratis). Zum Schluss der Auskunftstest: Wo kann ich ein japanisches Handy mieten? Wie komme ich am bequemsten ins ANA-Hotel in Tokyo-Akasaka? Wo ist die Post? Tadellose Antworten. Relaxt fahren wir in die Megacity.

Einige Tage später Teil 2. Kleiner Unterschied: Die Heathrow-Aufregung ist aktuell. Wir nehmen ANA beim Wort, welche die minimale Check-In-Zeit mit 120 Minuten angibt. Denn Vertrauen in die Zeitangaben haben wir letztes Jahr gewonnen. In den deklarierten 15 Minuten gelangten wir vom Monorail in die Boeing 777. Dies am Stadtflughafen Haneda, wo ANA das erste moderne Terminal eröffnete, bei dem per e-Check-in ohne Personalausweis (aber mit Maschinen, welche Flaschen überprüfen) abgefertigt wird.

In Narita erwartet uns nun auch eine riesige helle Abflughalle, ein Mix aus High-Tech, Design, Kunst – und eine endlose Schlange entlang der fünf Economy-Schalterreihen. Morgen-Peak. Im «Star»-Terminal wird nach Klasse, nicht nach Airline abgefertigt. Zum Glück haben wir im Bus die Broschüre studiert: Es gibt einen Curbside-Check-in. Wo man auslädt, kriegt man den Boarding-Pass – das Terminal betritt man ohne Koffer. Funktioniert leider nur mit e-Ticket. Dasselbe gilt für die über 100 Self-Check-ins der Automatenreihe, welche Fliegenden mit United, ANA, Air Canada, Austrian offen stehen (andere Allianz-Mitglieder folgen 2007). Pass drauf und Sitz auf dem Flugzeugplan wählen.

Nun ist die Schlange weg. Am Check-in können auch wir am Bildschirm den Platz wählen. Die Sicherheitskontrolle ist die freundlichste der Welt. Es bliebe Zeit fürs neue Shopping-Paradies neben dem Terminal. Wir aber wollen surfen und haben die Wahl zwischen drei Lounges mit 1400 Plätzen auf 10000 Quadratmetern. Am Gate das Nonplusultra: automatische Bordkartenkontrolle. Trotzdem wünschen uns fünf ANA-Angestellte einen schönen Flug.

Testurteil: die Zukunft des Check-in, dreimal mehr Platz, wenig Stress, simpel, automatisch, schnell. Einziges Minus: Die Passkontrolle ist unterdotiert, ein altes Problem in NRT. Zufrieden mit dem 640-Millionen-Dollar-Bau ist übrigens auch die Swiss. Fazit des Tokyo-Office: einfacher und bis zu einer Stunde kürzere Umsteigezeit auf Anschlussflüge.

Bernhard Sutter, Tokyo



ANA: Globalplayer und Geheimtipp


Ab der Schweiz empfiehlt sich ANA via Frankfurt neben Japan auch für China. In 54 Jahren ist aus Nippon Helicopters (daher NH) die siebtgrösste Airline der Welt und ein Führungsmitglied der Star Alliance geworden. ANA befördert mit 185 Flugzeugen jährlich 50 Millionen Passagiere an 51 Inland- und 22 Auslandsdestinationen. Umsatz und Gewinn steigen jedes Quartal. International fliegt ANA erst 20 Jahre. In Europa ist der Globalplayer noch ein Geheimtipp. Täglich bedient werden London, Frankfurt, Paris und im Codeshare Zürich. Service und Food sind Markenzeichen – und die Zusatzklasse Premium Economy. ANA legt höchsten Wert auf Sicherheit, hatte seit 35 Jahren keinen fatalen Unfall. 2009 will sie grösste Airline Asiens sein. Im Chinageschäft hat sie die Nase vorn. Auch der Cargo-Bereich wird ausgebaut. Die Allianz bringt jährlich Mehreinnahmen von 125 Millionen Dollar für ANA. Sie setzt auf die Partner-Hub-Strategie und will die besten Airport-Facilities der Welt. Der Beweis in Japan: Drei Fingerdocks – statt wie üblich zwei – leeren Inlandjumbos (569 Plätze) im Nu.

SUT