Der Badekönig ist weg (Ausgabe 2006-41)

Angelo Heuberger über Kuoni nach Brüllhardt

Kein Zweifel: Kuoni hatte in vergangener Zeit einige Abgänge zu verzeichnen: Auf Ebene des Verwaltungsrates ebenso wie im Management. Die Kündigung von Badeferienchef Walter Brüllhardt, welche gleichzeitig mit der Zusammenlegung des Operatings zusammenfällt, wirft Fragen auf und nährt Spekulationen. Hat der Auszug Brüllhardts mit der auf gleiche Höhe gehievten Marianne Häuptli zu tun, oder mit Roberto Luna, Chef Kuoni Schweiz? Vielerorts wird spekuliert, Brüllhardt habe frustriert das Handtuch geworfen.

Dies ist offenbar ein Trugschluss: Sowohl Luna als auch Brüllhardt geben sich betont locker, man spürt keine Fehde heraus. Brüllhardt gibt zu, eine gewisse Abnützung gespürt zu haben. Er habe viel gekrampft, viel Stress und zu wenig Privatleben gehabt. Bald werde er 50, er habe 15 Jahre als Badeferienchef gerackert, jetzt sei für ihn der Zeitpunkt für ein Umdenken gekommen. Sein Abgang sei nicht überraschend für Luna, er habe mit ihm darüber gesprochen. Brüllhardt sagt, er respektiere Lunas Visionen für eine Zusammenlegung des Operatings, dies mache Sinn. Es ist zudem kein Geheimnis, dass der Bereich Pauschalpäcklis und Badeferien im Umbruch ist. Diese strukturelle Veränderung könnte Brüllhardt ebenfalls beeinflusst haben zu gehen.

Bis Ende Oktober wird Brüllhardt noch in den Diensten von Kuoni stehen. Er wird seine sechsmonatige Kündigungsfrist nicht aussitzen müssen, ob er dabei auch finanzielle Einbussen in Kauf nimmt, ist unbekannt. Kuoni dürfte sich indes bei einem derart verdienten Manager kaum kleinlich zeigen. Der Kuoni-Präsident erhielt jedenfalls nach seiner Kündigung eine fürstliche «Entlöhnung».

Brüllhardt hat polarisiert. Viele seiner Kritiker, intern wie extern, warfen ihm einen äusserst ruppigen Umgang vor. Er war bei Kuoni indes eine unbestrittene Grösse mit einer bemerkenswerten Konsequenz und mit einem beeindruckenden Leistungsausweis. Diese Leistung muss zuerst einmal jemand erbringen.

Der Leiterin der neuen Mega-Abteilung Operating bei Kuoni Schweiz dürfte es jedenfalls nicht langweilig werden. Im Gegenteil, Marianne Häuptli steht noch viel mehr in der Verantwortung. Man darf gespannt sein, wie sie die neuen Führungsstrukturen formt. Unterstützung hat sie auf alle Fälle von Luna, er kennt sich ja bestens aus im Operating und kann durchaus auch helfend einspringen. Ob dies für Kuoni Schweiz ausreicht, wird sich zeigen.