«Der deutschsprachige Markt braucht uns» (Ausgabe 2015-50)

Stefan Gutknecht zu den Sparanstrengungen bei Belair und dem neuen Tourismusfokus von Air Berlin.

Air Berlin muss sparen. Die Schweizer Belair hat ihren Beitrag bereits geleistet, die Mitarbeiter mussten Lohneinbussen zwischen 10 und 20% hinnehmen. Böse Kommentare im Internet verweisen darauf, dass man in der Schweiz eben nicht so streiken kann wie in Deutschland. 

Wir haben konsequent durchgeführt, was geplant war. Die Mitarbeiter sind total motiviert und wir sind alle sehr positiv gestimmt. Wir sind wie eine grosse Familie und alle wussten, wir müssen da mitziehen. Von der Sparrunde spricht fast niemand mehr, der Radar ist auf die Zukunft gerichtet. 

Was bedeutet dies für den kommenden Sommer?

Wir haben ein sehr kompetitives Angebot. Für den Sommer 2016 sind wir bereits sehr gut aufgestellt. Die acht in der Schweiz stationierten Maschinen sind voll ausgelastet. Zweieinhalb davon gehen in die Städte (Berlin, Düsseldorf, Wien), der Rest sind touristische Ziele. Die Verbindung Zürich–Düsseldorf weiten wir auf bis zu sechs Flüge pro Tag aus, um die neuen Langstreckenverbindungen ab Düsseldorf in die USA und nach Havanna anzubinden. Neu ist auch dreimal die Woche Zürich–Larnaca und im Winter Zürich–Faro. 

Ihr CCO Julio Rodriguez hat die Zusammenarbeit mit den TOs zur Chefsache erklärt. Was ändert sich?

Der touristische Verkauf und das touristische Revenue Management werden künftig aus einer Hand geführt. Das hatten wir noch nie. Somit wird es viel einfacher, auf die Bedürfnisse der Veranstalter oder sich ändernde Marktumstände einzugehen, auch für uns hier in der Schweiz. Das touristische Segment muss man ganz anders steuern als z.B. Städteflüge. Deshalb ist es entscheidend, dass wir das trennen. 

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit den Schweizer Veranstaltern?

Der Erfolg in der Schweiz beruht v.a. auf Kontinuität. Es sind schon viele Fluggesellschaften gekommen und gegangen. Auf uns kann man bauen, das ist für die Veranstalter entscheidend.  

Wie steht es ums Bordprodukt? Ab wann kosten Snacks und Getränke?

Das Buy-on-board-Projekt wurde aus operativen Gründen verschoben. Aber wir haben eine neue Speisekarte. Wir haben es geschafft, neben der Curry-Wurst einen Burger an Bord zu bringen, das ist in der Luft qualitativ gar nicht so einfach hinzubekommen. Ausserdem können die Schweizer bei Flügen ab Zürich und Basel nach Ägypten und auf die Kanaren ein komplettes Menü auf dem Tray vorbestellen. Das ist hierzulande sehr beliebt. 

Air Berlin ist Teil des Etihad-Partners-Netzwerks. Erfolgte die Sparrunde auf Druck von Etihad?

Nein, das hatte nichts damit zu tun. Air Berlin hatte in den letzten Jahren viele Zukäufe und den Börsengang. Wir haben Doppelstrukturen abgebaut und die Effizienz optimiert. Das Etihad-Partnernetzwerk öffnet für beide Seiten Türen: Etihad hat es den Eintritt in den deutschen Markt ermöglicht, und wir haben sehr von den Codeshares profitiert, bei denen wir immer noch hoffen, dass wir sie weiterführen können. Der deutschsprachige Markt braucht uns, schon allein als Gegenpart zur Lufthansa. Zudem braucht man heute Bündnisse, um zu bestehen. Innerhalb -einer Partnerschaft kann man ganz anders miteinander kommunizieren.

SG