«Der Full Content stirbt in den GDS nicht aus» (Ausgabe 2015-40)

Sabres Zentraleuropachef spricht über die GDS-Gebühr, über die Schweiz-Präsenz und über die Zukunft der Branche.

Herr Schaeffer, spüren Sie schon Auswirkungen der soeben eingeführten Distribution Cost Charge (DCC) der Lufthansa-Gruppe?

In Deutschland ist dies im Moment noch schwierig zu analysieren, da die Zahlen durch den letzten Pilotenstreik der Lufthansa beeinflusst werden. 

Von den GDS selbst war in der Öffentlichkeit bisher nur wenig zur DCC zu hören, dabei zielt diese Gebühr ja direkt auf Sie.

Wir lehnen diese Gebühr klar ab und glauben nicht, dass der Entscheid nachhaltig ist. Ich denke, die Airlines werden irgendwann zu der wirtschaftlichen Entscheidung gelangen, die Gebühr nicht weiter zu erheben. Aber ja, wir haben uns in der öffentlichen Diskussion zurückgehalten. Das heisst jedoch nicht, dass es hinter den Kulissen auch so ruhig zu- und hergeht. Immerhin betreffen 80% unserer Buchungen den Air-Bereich.

Die Diskussionen mit den Airlines sind also noch nicht vorbei, und die Full-Content-Vereinbarungen stehen nicht vor dem Aussterben?

Ich gehe nicht davon aus, dass der Full Content in den GDS ausstirbt, nein. 

Wie läuft Ihr Geschäft in der Schweiz?

Sehr gut. Natürlich spüren wir, dass die Schweizer recht konservativ sind, was die Wechselbereitschaft vom einen zum anderen GDS angeht. Aber die Buchungsentwicklung ist positiv, und wir werden 2016 wohl einige grössere Abschlüsse tätigen können, die nun eine lange Vorlaufzeit hatten. Unser neuer Mitarbeiter Daniel Grenacher ist zudem eine sehr gute Ergänzung fürs Team (ersetzt Michael Boaden, Anm. d. Red.). 

Was kann man in den nächsten Monaten von Sabre erwarten?

2016 wird unsere Buchungsplattform Sabre Red Workspace neu lanciert. Es gibt noch nicht viele Details, aber man wird wählen können, ob man mit kryptischen Eingaben oder auf einer 100% grafischen Oberfläche arbeiten will. Geplant ist dann auch, Non-GDS-Content wie etwa Transferdienstleister oder Bahnanbieter besser zu integrieren – Letzteres gestaltet sich mit der SBB übrigens etwas schwierig. 

Was sind die Überlegungen hinter diesem Ausbau?

Wir wollen den Corporate-Bereich ausbauen, und dazu benötigen wir diese Elemente. Weiter werden wir uns fragen müssen, welche Services wir den Geschäftsreisenden direkt anbieten wollen – etwa die Möglichkeit, selbst umzubuchen, oder die Integration von Uber. Dabei müssen wir aufpassen, dass wir nicht zu stark auf die B2C-Schiene geraten; unsere Reisebüro-Partner wollen solche Services oft ja auch selbst ausführen, um die Kontrolle zu behalten.

Und wenn wir etwas weiter in die Zukunft schauen?

Ich glaube, dass bis 2020 alle Reisebüros hybrid unterwegs sein werden, also stationär und online. Aus diesem Grund werden wir unsere API-Strategie, also unser Angebot an Schnittstellen, weiter ausbauen; heute spielen diese erst bei den grossen OTAs eine Rolle. Aber nur schon die Suchmechanismen verändern sich: Statt nach einem exakten Datum und einem Zielort läuft heute schon immer mehr über die «Inspirational Search». Dieser Entwicklung müssen wir uns anpassen.

SJ