Der «Krieg» hat schon begonnen (Ausgabe 2015-32)

Branche wehrt sich gegen LH/LX

Es ist ein ziemlich martialisches Wort, «Handelskrieg», das musste auch Kurt Eberhard im Nachhinein einräumen. Der Hotelplan-Suisse-CEO hatte den Begriff benutzt, um das drohende Szenario zwischen der Lufthansa-Gruppe und der Reisebranche zu umschreiben. Aber eigentlich beschreibt es die momentane Situation recht gut. Die Gespräche sind gescheitert, respektive haben Swiss und Co. gar nie konstruktive Gespräche zugelassen, sondern den Vertrieb lediglich vor vollendete Tatsachen gestellt. Kompromissvorschläge seitens der Branche werden seither abgeschmettert. Am Stichtag 1. September für die Einführung der Distribution Cost Charge wird offensichtlich nicht gerüttelt.

Die Lufthansa-Gruppe lässt damit keinen Zweifel offen, dass sie an einer Partnerschaft, in der beide Seiten mitbestimmen können, endgültig nicht mehr interessiert ist. Hatten einige Branchen-vertreter für die neue Gebühr noch Verständnis aufgebracht, tun sie es für dieses Zeigen der kalten Schulter nun definitiv nicht mehr.

Auf der anderen Seite beschreitet die Reisebranche auf EU-Ebene den juristischen Weg, während die Veranstalter und Consolidators nach einer ersten Schockstarre nun Abstrafungs-Massnahmen lanciert haben. Das Fernbleiben an den Workshops dürfte die Airlines weniger treffen, die Herabstufung in den Verkaufsprioritäten durch einen finanziellen Malus und entsprechende Kundenberatung schon eher.

Dass die Reiseunternehmen ausdrücklich an den GDS festhalten und neue technische Anbindungen im Moment nicht einmal in Erwägung ziehen, hat ebenfalls Signalwirkung: Lieber nimmt man die GDS-Gebühr in Kauf, als dass man nach der Pfeife der Lufthansa-Gruppe tanzt. Man schlägt sogar noch Zusatzgebühren drauf, obwohl man dadurch im Vergleich mit dem Direktvertrieb noch weniger konkurrenzfähig wird. Das zeugt von einer grossen Entschlossenheit. Das Wort «Handelskrieg» trifft es also leider ziemlich genau, und er hat bereits begonnen. 

Stefan Jäggi