«Der Tourismus ist die beste Anti-Terror-Kampagne» (Ausgabe 2016-05)

Tamer Marzouk startet eine Image-Kampagne für Ägypten in der Schweiz.

Herr Marzouk, Sie sprechen einwandfreies Deutsch!

Ja, (lacht). Ich habe Germanistik in Kairo studiert und lebe nicht zum ersten Mal in Berlin.

Kairo und Berlin, das sind zwei unterschiedliche Welten.

Wir fühlen uns hier sehr wohl. Meine Frau spricht auch sehr gut Deutsch, sie ist Kinderärztin. Unsere Tochter ist sechs und unser Sohn zwei Jahre alt.

Letzten Juni haben Sie eine grosse Verantwortung in einer schwierigen Zeit übernommen.

Ägypten hat viele Krisen erlebt, diese ist nicht so schlimm, wie sie immer in den Medien dargestellt wird. Ägypten ist ein sehr grosses Land, das muss man sich bewusst sein. Es gibt Teile in Ägypten, wie etwa den Norden der Sinai-Halbinsel oder den Landstrich an der Grenze zu Libyen, die gefährlich sind. Dort kommt es zu politischen Unruhen, die jedoch nichts mit dem Tourismus zu tun haben. Der Rest Ägyptens ist nicht gefährlicher als die Schweiz. 

Trotzdem – das Image hat gelitten und die Buchungen sind eingebrochen. 

Das ist richtig. Ägypten verzeichnete im besten Jahr, das war 2010, total 196714 Ankünfte von Schweizern. 2015 waren es nur noch 90483, ein rechter Einbruch auf allen Märkten. 2014 reisten aber noch weniger Schweizer nach Ägypten, wobei die Einreisezahlen aus der Schweiz 2015 demgegenüber wieder um 12,6% stiegen. Von Januar bis September betrug die Zunahme sogar 30,2% (67821 Schweizer), bis Oktober noch 22,9%. Der totale Einbruch kam nach dem Absturz der russischen Chartermaschine. Unser Ziel ist es jetzt, das Image des Landes wieder aufzubessern. 

Sie sind neu u.a. zuständig für die Schweiz, wie wollen Sie das tun?

Seit 2013 wurde im deutschsprachigen Markt nichts mehr unternommen. Jetzt haben wir eine Online-Image-Kampagne gestartet namens «This is Egypt» und sind auch auf Facebook vertreten. Wir werden den Markt aggressiver angehen, sei es mit digitalen Medien, mit persönlicher Präsenz in den Ländern oder auch mit Werbeplakaten. Wir wollen die Destinationen im Inland – wie etwa Nilkreuzfahrten von Luxor nach Assuan – aber auch Badeferien-Orte wie El Gouna, Hurghada, El Quseir bis hin nach Schalatin stärken.

Das klingt gut – trotzdem fühlen sich viele unsicher angesichts der geopolitischen Lage. 

Wir wollen den Leuten mit unserer Kampagne klarmachen, dass der Tourismus die beste Anti-Terror-Kampagne ist, die es gibt. Tourismus verbindet Länder, Kulturen und Religionen. Wir haben die Verantwortung, den Tourismus zu fördern und Menschen zu unterstützen, die im Tourismus arbeiten, damit sie ihren Job nicht verlieren. Die IS hat es geschafft, Angst zu verbreiten. Diese Angst ist gefährlich, weil sie Nährboden für noch mehr Gewalt schafft. Hinzukommt: Der Tourismus macht 11,6% des Bruttoeinkommens aus. Ein totaler Einsturz im Tourismus ist für uns gefährlich. Deshalb sage ich es jetzt nochmals: Ägypten ist ein sicheres Land. Jetzt werden sogar zusätzlich USD 32 Mio. in die Sicherheit investiert. 

Das heisst?

Die Details darf ich Ihnen nicht verraten, es handelt sich um Investitionen u.a. in den Flughafen oder in die Resorts. Eines kann ich Ihnen aber versichern, die Tourismus-Polizisten sind überall. 

EJO