«Die Frage der Rückstellungen diskutieren wir intensiv» (Ausgabe 2016-12)

Der Garantiefonds-Chef über die Folgen des Falls WTA-X, die Digitalisierung und eine bessere interne Bonitätsprüfung.

Der Garantiefonds musste mit WTA-X Travel letztes Jahr den grössten Schadenfall seiner Geschichte wegstecken. Es geht um einen Betrag zwischen CHF 4 und 6 Mio. Wie weit sind Sie mit den angekündigten Anpassungen zur Risikominimierung?

Sowohl der Stiftungsrat als auch wir von der Geschäftsstelle haben intensiv gearbeitet, um den Garantiefonds für die Zukunft aufzustellen. Ein Schwerpunkt liegt in der weiteren Digitalisierung der Teilnehmerdossiers, damit wir diese noch effizienter bearbeiten und überprüfen können. Zugleich sind wir daran, Abläufe und Reglemente weiter zu optimieren.

Sie haben 2016 personell aufgestockt und eine Wirtschaftsprüferin als Unterstützung angestellt. Was verbessert sich?

Bis anhin war die Geschäftsstelle mit 1,6 Stellen äusserst schlank aufgestellt. Aufgrund der Fälle in der jüngsten Vergangenheit, v.a. WTA-X und Intertravel, ist die Arbeitslast stark gestiegen. Dank der personellen Verstärkung können wir nun alle Bonitätsprüfungen wieder intern machen. Als externe Beratungsfirma setzen wir weiterhin PWC punktuell als Sparring-Partner ein.

Kommen Sie dadurch Ihrem Ziel näher, künftig jedes Jahr alle Teilnehmer zu überprüfen?

Dies ist unser langfristiges Ziel. Durch die Digitalisierung der Dossiers werden wir effizienter und auch die Abläufe für die Teilnehmer werden viel einfacher. Beim Rhythmus der Überprüfung achten wir auch künftig auf den langfristigen Geschäftsverlauf eines Unternehmens.

Bei einigen Teilnehmern sind in den letzten Wochen offenbar Forderungen zur Erhöhung der zu hinterlegenden Garantiesumme eingegangen. Eine Folge der besseren Überprüfung? 

Die Garantiesumme war und ist immer abhängig von der Grösse des Unternehmens, vom Geschäftsgang und von der Bonitätsbeurteilung. Ein Beispiel: Wenn der Bruttojahresumsatz steigt, steigt auch die Garantiesumme. Unser Mindestsatz ist 1% des Umsatzes und damit sind wir im europäischen Vergleich sehr tief. In Frankreich sind es bis zu 20%. Es ist Usus, dass die Teilnehmer Anfang Jahr über die Stammblätter ihre Brutto-umsätze mitteilen. Wenn ein Unternehmen diese deutlich erhöhen konnte, wird es aufgefordert, die Garantiesumme zu erhöhen. Es kann sein, dass es gegenüber Vorjahr durch die verstärkte interne Bonitätsüberprüfung einzelne, zusätzliche Fälle gab. Dass sich die betroffenen Teilnehmer nicht nur darüber freuen, ist verständlich.

Durch die grossen Schadenfälle der jüngsten Vergangenheit sind die Rückstellungen des Garantiefonds wohl geschrumpft. Haben Sie darum die Teilnehmergebühren 2016 erhöht?

Nein. Die Teilnehmergebühren sind nicht das Mittel, um unsere Rückstellungen zu erhöhen. Wir haben die Jahresgebühr nur sehr moderat erhöht, um CHF 60 pro kleinem Retailer bzw. um CHF 100 pro kleinem TO. Darum wurde dies auch gut akzeptiert. Eine Herausforderung ist es, dass durch die derzeit schlechte Zinslage weniger Einnahmen aus dem Anlagevermögen zurückfliessen. 

Wie können die Rückstellungen dann erhöht werden?

Diese Frage diskutieren wir intensiv im Stiftungsrat. Der Vorteil des Garantiefonds ist es, dass er eine Stiftung ist, die im Sinne ihrer Teilnehmer handelt. Es gibt keine Aktionäre, die eine Rendite erwarten. Und der Garantiefonds ist durch die Rückstellungen sowie die Rückversicherung immer noch gut aufgestellt.

SG