Die Krim braucht «Abenteurer» (Ausgabe 2015-28)

Yekaterina Siritsa von crimeavoyages.com ist traurig. Die Dozentin für Englisch und Französisch hat auf der Krim eine Incoming-Agentur gegründet, und nun diese Situation: Seit der Annexion der Krim durch Russland im März 2014 (so die offizielle Version im Westen) bzw. seit dem freiwilligen Anschluss an Russland (so die Version der russischstämmigen Bevölkerung) wird dieses Reiseziel

Yekaterina Siritsa von crimeavoyages.com ist traurig. Die Dozentin für Englisch und Französisch hat auf der Krim eine Incoming-Agentur gegründet, und nun diese Situation: Seit der Annexion der Krim durch Russland im März 2014 (so die offizielle Version im Westen) bzw. seit dem freiwilligen Anschluss an Russland (so die Version der russischstämmigen Bevölkerung) wird dieses Reiseziel von den europäischen Veranstaltern total gemieden. Das EDA rät von Reisen auf die Krimhalbinsel ab.

Wie ist die Situation? Zuerst braucht es ein Visum. Die Einreise ist nur über Moskau möglich. Nicht so schlimm, aber eher mühsam. Der Flughafen Scheremetjewo ist weitläufig, die Zollabfertigung ähnlich wie in New York! Dann die erste Barriere: Das Handy funktioniert in Moskau, nicht aber auf der Krim. Halb so schlimm: Überall gibt es kostenloses Internet, also Viber, Whatsapp, Skype oder Mails einsetzen! Eher schwieriger ist es mit dem Geld: Bankautomaten geben nichts raus. Die US-Sanktionen lassen grüssen. Also Euros mitnehmen, günstig in Rubel wechseln oder dem Reisebüro das Geld per Bank überweisen.

Nun zur Krim: Das touristische Angebot ist okay, Hotellerie und Gastgewerbe haben den typischen osteuropäischen «Charme». Höhepunkte sind die heute im russischen Besitz stehenden Kellereien, die Schlösser und Paläste, Jalta, Liwadia, Bachtschyssaraj, Sewastopol, Sudak etc.

Sicherheit? War absolut kein Problem, insbesondere wenn man von einer russischstämmigen Reiseführerin betreut wird. Einen Vertreter der russischen Armee zu fotografieren, ist mir in zehn Tagen nicht gelungen …

Wie sieht die nähere Zukunft für das touristische Gewerbe auf der Krim aus? Einerseits muss man von den von Moskau subventionierten Touristen aus dem Ural etc. leben oder versuchen, «Abenteurer» über die Social Media auf die attraktive Krim zu locken. Eine andere Alternative sehe ich im Moment nicht, da wir uns als Schweizer in den Konflikt Ukraine/Russland nicht einmischen wollen. Oder?

Josef Zenhäusern*

*Josef Zenhäusern ist Berater im Bereich Sport, Tourism und Sponsoring. In früheren Jahren war er Direktor von Leukerbad Tourismus und Swiss Ski. Für den internationalen Skiverband reist er oft in Krisenländer. Aufgrund einer privaten Einladung hat er Mitte Mai die Krim besucht und schildert seine Eindrücke exklusiv für TI.