Die Krux mit dem Kundengeld (Ausgabe 2016-12)

Einheitsmodell als Lösung?

Den Reiseunternehmen die Chance geben, das Pauschalreisegesetz zu erfüllen, und zwar mit möglichst wenig Aufwand und Kosten: Das ist das erklärte Ziel von Kundengeldabsicherern wie dem Garantiefonds oder neu auch dem Fair Reisegarant. Mehr und mehr wird jedoch klar: Der Aufwand auf der Seite der Absicherer, die als solidarische Organisationen der Branche personell eher schlank aufgestellt sind, ist mit den immer komplexer werdenden Sachverhalten und Rechtsnormen kaum mehr zu bewältigen. Sowohl Garantiefonds als auch Reisegarant haben sich nun administrative Verstärkung geholt. 

Im Fokus stehen Bonitätsprüfungen, die u.a. verhindern sollen, dass ein Teilnehmer plötzlich vor dem Konkurs steht und nicht nur seine Kunden, sondern auch den Absicherer finanziell beschädigt. Dies bedarf regelmässiger Kontrolle, die der Garantiefonds z.B. nun mit dem Vorantreiben der Daten-Digitalisierung verbessern will. Das kostet Geld, während die Rückstellungen durch ausser Kontrolle geratene Fälle wie WTA-X Travel und die immer schlechteren Zinserträge aus Geldanlagen stetig schrumpfen. 

Gleichzeitig müssen die Reisebüros durch grösstmögliche Transparenz überzeugt werden, dass sie den Absicherer regelmässig mit Daten versorgen und teils happige Geldbeträge als Garantie hinterlegen müssen. Keine leichte Aufgabe. 

Garantiefonds, Reisegarant, Swiss Travel Security, TPA: Bei all den verschiedenen Modellen stellt sich die Frage, ob trotz erwünschtem Wettbewerb nicht eine schweizweit einheitliche Lösung mehr Sinn machen würde. Dies müsste allerdings auf politischer Ebene geschehen. Und die Politik hat mit dem derzeitigen Pauschalreisegesetz nicht gerade für Klarheit gesorgt. Auch die im November 2014 von Nationalrätin Markwalder im Bundesrat eingebrachte Motion zum Pauschalreisegesetz ist noch hängig – Insidern zufolge wegen «Unausgereiftheit». Hier darf man in naher Zukunft wohl keine Vereinfachung erwarten. 

Stephanie Günzler