«Die Leistungsträger wollen den Zwischenhandel klar eliminieren» (Ausgabe 2013-11)

Swiss und auch die GDS bekommen von den Retailern ihr Fett weg.

Swiss hat ihr Angebot auf swiss.com ausgebaut. Neu ist die Reservierungsgarantie (gratis bis zu 24 Stunden), eine kostenlose Sitzplatzwahl und die Möglichkeit, Gabelflüge oder Flugrouten mit mehreren Zwischenstopps online zu buchen.

Was für Endkunden nach guten Neuerungen klingt, bringt den stationären Vertrieb auf die Palme. So sagt etwa Rolf Helbling (Helbling Reisen, Gossau): «Da wird eindeutig gegen die Branche gearbeitet. Wir sind der grösste Vertriebskanal, unterstützt und geschützt werden wir aber in keiner Weise.» Viele Retailer bemängeln, dass Mehrwert, den sie bieten konnten, nun entfällt. Man müsse nun noch mehr für die Daseinsberechtigung argumentieren.

Nick Gerber (Globetrotter, Bern) bemerkt: «Swiss hat das Recht, ihre Website zu gestalten, wie sie will. Wir nehmen daraus entstehende Marktnachteile zur Kenntnis. Aber eines ist klar: Es kann nicht sein, dass ein Reisebüro Flüge zum gleichen Preis wie der Endkunde einkaufen muss und für seine Dienstleistung am Kunden von der Airline nicht entlöhnt wird. Inzwischen ist die beste Verfügbarkeit im GDS nicht mal mehr garantiert.» 

Reto Tobler (Reiseforum Meilen) doppelt nach: «Die Rolle der GDS muss angesprochen werden. In den Verträgen wird uns Full Content versprochen, der wird aber nicht mehr geliefert. Eine Sitzplatzreservation bei BA ist im Galileo zum Beispiel nicht mehr möglich. Die Airline-Homepages sind heute den GDS voraus.»

René Blum (Parade Reisen, Zürich) sieht es fatalistisch: «Wir können es nicht ändern, aber es ist uns auch nicht egal. Unser Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Endkunden ist weg. Es ist ein Verdrängungswettbewerb, bei dem die Produzenten den Zwischenhandel eliminieren wollen. Generell herrscht doch ein Chaos in den Buchungskanälen und die Airlines scheinen nicht mehr zu wissen, wo ein Tarif zu welchem Preis rausgeht. Es wäre schön, wenn die Reisebüroverbände mehrerer Länder gemeinsam auf den Tisch klopfen würden.»

Der Appell an die Verbände ist vielleicht nicht nötig. Helbling: «Bei Gabelflügen dürften viele Konsumenten im Internet überfordert sein.» Und Gerber ergänzt: «Wir können zumindest im Eigenvertrieb ganz klar steuern zugunsten jener, die uns noch in irgendeiner Form unterstützen.»