«Die Margen sind zu dünn, um Kostensprünge zu absorbieren» (Ausgabe 2011-46)

United konsolidiert sich zur weltgrössten Airline. Oberstes Ziel ist nachhaltige Profitabilität.

Die News haben sich zuletzt überschlagen bei United Continental Holdings, der Dachgesellschaft, unter welcher zurzeit die beiden Fluggesellschaften United Airlines und Continental Airlines zur weltweit grössten Airline namens United fusioniert werden.

Am 4. November wurde bekannt gegeben, dass ab Mitte 2012 auf 300 Flugzeugen von United ein neues Wi-Fi-System installiert wird. Damit wird weltweiter Wireless-Zugang zu E-Mails und Websites direkt im Flugzeug ermöglicht. Auch Schweizer Kunden werden dies nutzen können, da die Wi-Fi-Lösung auch in den Boeing B-757 und B-767 installiert wird. Per 2015 soll die gesamte United-Flotte damit ausgerüstet sein. Ebenfalls ab nächstem Jahr installiert wird auf 200 Flugzeugen eine Direct-TV-Lösung für Live-Fernsehzugang.

Am 7. November hob erstmals ein kommerzieller United-Flug ab, der zumindest teilweise mit Biofuel auf Algenbasis angetrieben wird. United hat sich zum Kauf von 76 Mio. Litern dieses Treibstoffs bereit erklärt, welcher nicht auf Grundnahrungsmitteln basiert – ein Meilenstein im United-Umweltprogramm.

Am 9. November gab United ein Routen-Expansionsprogramm für das erste Halbjahr 2012 bekannt. Continental wird ab dem 2. Januar eine zweite tägliche Nonstop-Verbindung von New York (EWR) nach Frankfurt anbieten sowie ab Mai tägliche Nonstop-Flüge zwischen Washington (IAD) und Manchester und ab Juni von IAD nach Dublin einführen, ebenso ab März einen wöchentlichen Nonstop-Flug von Los Angeles nach Durango (Mexiko). United wird ab April eine tägliche Nonstop-Verbindung von EWR nach Buenos Aires einführen.

Dass die zwei Airlines separat aufgeführt sind, hängt damit zusammen, dass das «Single Operating Certificate» (SOC) durch die amerikanische Federal Aviation Authority noch aussteht. «Die Zusammenführung aller operativen Details zweier Airlines ist eine Riesenaufgabe und nimmt viel Zeit in Anspruch», erklärt Charles Duncan (Vice President Transatlantic, Middle East & India von United), welcher letzte Woche in Zürich weilte. Laut ihm wird das SOC aber noch 2011 erteilt.

Zu den ausstehenden Herausforderungen befragt, nennt Duncan zunächst die Vereinheitlichung der IT, wo man sich für das Produkt von Continental entschieden habe. Dies sei aber nur eine Zeitfrage. 

Ein grösseres Problem sei die Einführung des EU-Emissionshandels. «Wir nehmen Umweltfragen sehr ernst und haben dies mit der Lancierung von Biofuel und seit 1994 um 32% reduzierten Ausstössen bewiesen; Fuel macht 30% unserer Kosten aus und liegt damit bereits zehn Prozentpunkte über unseren Salärkosten, da sind wir an Einsparungen und neuen Möglichkeiten interessiert», argumentiert Duncan. Er verweist aber vor allem auf rechtliche Probleme: «Der US-Kongress hat uns verboten, uns dem Emissionshandel anzuschliessen, auch die IATA lehnt das Modell ab. Wir wollen uns an das Recht halten, sind aber zwischen US-Verordnungen und EU-Recht gefangen. Es braucht eine globale Lösung, sonst gibt es Chaos.» Der EU-Emissionshandel tritt übrigens in sechs Wochen in Kraft.

Kostenauswirkungen durch den Emissionshandel kann Duncan nicht beziffern, bemerkt aber, dass es im aktuellen Modell zu einer «Verzerrung» gegenüber den Partnern wie Lufthansa oder Swiss kommen werde. Immerhin könne United im Transatlantikgeschäft die Preise mit den A++-Partnern regulieren und so eventuell abfedern.

Das Transatlantikgeschäft, in welches die United-Flüge ex Schweiz – je einmal von Zürich und Genf nach Washington bzw. Newark, also vier tägliche Flüge – integriert sind, entwickelt sich derweil laut Duncan gut. Die «Unit Revenue» sei im Vorjahresvergleich um 7,8% gestiegen, unter anderem weil die Kapazitäten um 1,5% zurückgenommen wurden. Nun gehe es darum, Gewinne zu machen. Dazu Duncan: «Seit 2001 war United in zwei Jahren profitabel, Continental in drei Jahren. Wir können nicht mehr lange Geld verlieren und die Margen sind zu dünn, um grosse Kostensprünge zu absorbieren. Deshalb dreht sich alles um Return on Investment. Wir sind aber gut aufgestellt, um die kommenden Herausforderungen zu meistern.»

Jean-Claude Raemy

Die grösste Airline der Welt in Zahlen

Angeflogene Flughäfen: 376 (228 in den USA, 148 in 60 weiteren Ländern)

Tägliche Abflüge: 5717

Passagiere pro Jahr: 149 Mio.

Hubs: Chicago, Cleveland, Denver, Houston, Los Angeles, Newark, San Francisco, Washington; Guam; Tokio

Angestellte: 86402

Flotte: Total 1262 Flugzeuge: 55 A319, 97 A320, 239 B-737, 157 B-757, 69 B-767, 74 B-777, 23 B-747; 194 Canadair CRJ 200/700, 313 Embraer 120/145/170, 51 Bombardier Q200/300/400.

Mitgliedschaft : Star Alliance