Direkt Reisen: Kuoni und Tanner streiten um Verlust und Sanierung (Ausgabe 2009-42)

Die Verluste bei Direkt erreichten im 2008 mehrere Millionen Franken, was zur Sanierung führte.

Seit bekannt wurde, dass Kuoni den Anteil an Direkt Reisen von 60 auf
100 Prozent erhöht und damit komplett übernommen hatte, gibt es über
den Ablauf der Übernahme und die Gründe des anschliessenden
Rechtsstreites zwischen Direkt-Gründer und 20-Prozent-Aktionär Bruno
Tanner und Kuoni unterschiedliche Aussagen. Kuoni-Sprecher Peter Brun
erläutert TRAVEL INSIDE einige der Hintergründe des Rechtsstreites: «Im
zweiten Halbjahr 2008 gab es einen wirtschaftlich bedingten
Nachfrageeinbruch, der einen operativen Verlust verursachte. Eine
entsprechende Sanierung von Direkt Reisen war nötig.» Was dann geschah,
ist bekannt: Zur Eliminierung der Unterbilanz wurde das Aktienkapital
von CHF 5250000 auf null herabgesetzt und danach wieder auf CHF 500000
erhöht. «Infolge dieser Sanierung gab es vertraglich geregelte
Geldforderungen zu Lasten der beteiligten Aktionäre. Da Bruno Tanner
dieser Geldforderung nicht nachgekommen ist, hat Kuoni eine Klage gegen
ihn eingereicht.»

Wie Bruno Tanner gegenüber der Zeitung «Sonntag» ausführt, soll Kuoni
die Klage gegen ihn zurückgezogen haben. Dies wird von Brun jedoch
dementiert: «Nach der Klage gegen Bruno Tanner hat er gegen uns eine
Klage eingereicht. Nun hat Kuoni Widerklage gegen ihn erhoben. Aus
diesen beiden Klagen von Kuoni wurde nun ein Rechtsfall, der noch
hängig ist.» Die Schuld am offensichtlichen Milli-onen-Verlust weist
Tanner jedoch von sich: «Kuonis Revisionsgesellschaft hat die Due
Diligence durchgeführt. Per 1.7.2008 hat Kuoni die Mehrheit der
schuldenfreien Gesellschaft übernommen und sowohl den Präsidenten als
auch den Delegierten im Verwaltungsrat bestellt. Die Verluste sind ganz
klar unter der Regie von Kuoni entstanden», sagt Tanner gegenüber
TRAVEL INSIDE. Tanner gibt einzig eine Forderung von Air Mauritius über
rund CHF 180000 zu, welche nachträglich im Dezember 2008 belastet wurde.

Die Kuoni-Klage habe laut Brun weder etwas mit falsch eingekauften
Charterkontingenten noch mit dem Verkauf der Edelweiss Air an die Swiss
zu tun. Entsprechende Spekulationen der Zeitung «Sonntag» weist er
vehement zurück: «Der Verkauf der Edelweiss Air spielt in diesem
Rechtsstreit keine Rolle. Die Kuoni-Töchter planen ihr Geschäft autonom
und Direkt kaufte ihre Kontingente bei verschiedenen Fluggesellschaften
ein.» Hingegen bestätigt Brun, dass Reisen Netto verschwinden wird:
«Mit der Übernahme von Direkt Reisen wurde Reisen Netto nicht mehr
beworben, weil Direkt Reisen es als Direktmarke ersetzte. Darum ist
auch klar, dass das Geschäft entsprechend eingebrochen ist.»