Distribution Cost Charge der LH-Group (Ausgabe 2015-25)

Schere wird sich weiter öffnen

Die heisse Diskussion um die neue Distribution Cost Charge der Lufthansa-Gruppe zeigt v.a. eines auf: Die Airlines und die Reisebranche sprechen schon länger nicht mehr dieselbe Sprache. Exemplarisch dafür steht die neue Agenten-Buchungsplattform, welche die LH-Gruppe als Alternative anpreist, vom Trade aber in der Luft zerrissen wurde. 

Es ist denn auch nicht der Betrag von CHF 16 an und für sich, der für Diskussionen sorgt. Das tut er höchstens bei den GDS, die nicht als überteuerter Buchungskanal betitelt werden wollen und die Vollkostenrechnung der Airlines in Frage -stellen. Generell bringen diverse Branchenvertreter sogar ein gewisses Verständnis für den kommerziellen Entscheid auf.

Was allen wirklich sauer aufstösst, ist, dass Swiss & Co. einmal mehr einen weitreichenden Beschluss gefasst haben, ohne auf die Bedürfnisse ihres stärksten Vertriebskanals einzugehen oder ihn in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Dass Partnerschaft gepredigt und Alleingang getrunken wird. Dass sich sogar CEOs von grossen Reiseunternehmen öffentlich gegen die Swiss stellen, zeigt, dass die Grenze des Erträglichen erreicht ist.

Was wird passieren? Dass Veranstalter ihre Mitarbeiter vom Swiss-Workshop abmelden, ist zwar ein Zeichen. Komplett umgehen und boykottieren wird sich die Swiss im Heimmarkt aber nicht lassen. Dass die LH-Gruppe nur aufgrund weiterer Gespräche einen Rückzieher macht, ist auch nicht zu erwarten. Und der juristische Weg scheint eher ein dünner Strohhalm zu sein. Zurzeit deutet alles darauf hin, dass die GDS-Gebühr am 1. September kommt.

Der Trade zittert derweil bereits vor den nächsten möglichen Schritten. Die Tage der Full-Content-Vereinbarungen sind gezählt; «distributive Freiheit» nennt dies die Lufthansa. Es muss befürchtet werden, dass sich die Schere auch beim Content und nicht nur beim Preis öffnen wird. Die Wettbewerbsfähigkeit der Branche im Flugvertrieb steht auf dem Spiel.

Stefan Jäggi