Down Under nah besehen (Ausgabe 2007-22)

Peter Kuhn über den Tourismus in Australien

Wer einige Wochen in Australien verbringt, gerät leicht ins Schwärmen. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat sein touristisches Angebot in den letzten Jahren verbessert, die Wirtschaft boomt und es herrschen Stabilität und Zuversicht vor. Gute Voraussetzungen für einen blühenden Tourismus. Doch entwickelt sich dieser nicht gar so schnell, wie einige Propheten dies herbeiredeten. Die Ankünfte ausländischer Touristen stagnierte 2006 mehr oder weniger. Das hat verschiedene Gründe.

Australien ist, das zeigt sich im täglichen Leben, teurer geworden. Das hat mit dem starken Aussie-Dollar zu tun, aber auch mit sicht- und messbaren Preiserhöhungen. Die Folge: Der Strom japanischer Touristen hat deutlich abgenommen, Gleiches könnte, wenn die Entwicklung weiter so verläuft, auch für Europa drohen. Geoff Buckley, CEO von Tourism Australia, erkennt die Problematik eines hohen Kurses und will diese mit Value for money bekämpfen.

Ein Weiteres: Der Wirtschaftsboom, der unter anderem zu einem spektakulären Aufschwung des Bergbaus geführt hat, entzieht den touristischen Anbietern Arbeitskräfte, was sich auf die Service-Qualität auswirkt, die ausser in den höheren Preisklassen schon bisher nicht über alle Zweifel erhaben war. Im Bergbau lassen sich bis zu 200% höhere Löhne verdienen.

Als Europäer tut man auch gut daran, sich zu vergegenwärtigen, dass unser Kontinent für Down Under nicht der Nabel der Welt ist. Im Gegenteil. Gerade an der Ostküste ist der Wirtschaftsblick ausschliesslich auf Südostasien und Indien ausgerichtet. Zweite Priorität geniessen die USA. Kein Wunder, wenn auch die Chefs von Tourism Australia (TA), einer Organisation, die nicht gerade vor Nachhaltigkeit strotzt und derzeit sehr mit sich selber beschäftigt ist, viel Geld in diese Märkte pumpt. Und wenn von Europa die Rede ist, dann vor allem von Grossbritannien und allenfalls noch Deutschland. Das haben wir zu akzeptieren.

Offenbar sind die Zeiten vorbei, als man in unserem Land vom Knacken der 50000-Passagiere-Grenze sprach. Das wirkt sich auch auf der Angebotsseite aus, ist doch nur Skytours neu auf dem Markt, denn Flex Travel hat lediglich FTI ersetzt. Erfreulich immerhin, dass TA in den letzten Jahren den Schweizer Markt von Frankfurt und München aus äusserst kompetent betreut hat. Nun stehen Änderungen an. Die Messlatte liegt hoch, die Herausforderung ist gross.