EDW verdreifacht Langstreckenflotte (Ausgabe 2015-30)

Nächster Schritt zur Linien-Airline

Edelweiss macht Ernst. Mit der Ankündigung, die Langstrecken-Flotte in den kommenden drei Jahren zu verdreifachen, hat die Schweizer Ferienairline ein Ausrufezeichen gesetzt, das aufhorchen lässt. Während die Swiss schon lange keine neuen Langstreckenziele mehr angekündigt hat, möchte man sich nun offenbar gemeinsam aufstrebende Märkte sichern und sich mit Non-Stop-Verbindungen und besseren Kombinationsmöglichkeiten unter anderem Geschäft von den Golf-Carriern zurückholen. 

Mit Ferienzielen wie Vietnam, Philippinen oder Myanmar würde Edelweiss nicht nur das Netzwerk der Swiss ergänzen. Man könnte sogar mutmassen, dass die Schweizer zur Edelferienairline der LH-Group werden möchten. Gleichzeitig sehen sie in der Langstrecke gute Chancen auf einen einträglichen Verdienst. Man geht davon aus, dass die künftigen A340-Passagiere für Non-Stop-Verbindungen bereit sind, höhere Preise zu bezahlen. 

Im Kurz- und Mittelstreckenbereich sorgt dagegen aufkommende Charter-Konkurrenz für Preisdruck. So wollten etwa Hotelplan Suisse und auch der Ethnic-Carrier Air Prishtina nicht mehr länger mit Edelweiss verhandeln und taten sich im preisgetriebenen Chartergeschäft lieber mit der Germania Flug zusammen, um ihren Kunden günstigere Preise anbieten zu können. Für seine Weltreise im März 2016 weicht Hotelplan sogar auf Austrian Airlines aus. 

Dass Edelweiss von der Charter- zur Linien-Airline mit Ferienflugfokus wird, ist inzwischen offiziell und gemäss der Airline eine «Weiterentwicklung». Die Zusammenarbeit mit den Veranstaltern tritt somit strategisch weiter in den Hintergrund, während der Einzelplatzverkauf gepusht wird. Brancheninsider klagen schon länger darüber, dass Edelweiss ihnen nicht mehr partnerschaftlich entgegenkommt. Bei der Vermarktung der vielen neuen Kapazitäten wird Edelweiss jedoch auf Kooperationen mit den TOs angewiesen sein, trotz des gemeinsamen Vertriebsnetzes mit Swiss. 

Stephanie Günzler