«Eine gesunde Streitkultur gehört zum Erfolg» (Ausgabe 2016-08)

Die neue Co-Chefin über die FTI-Schweiz-Doppelspitze und weshalb sie nach Basel zurückging.

Was hat Sie an Ihrem neuen Job -gereizt? Wollten Sie als «Ur-Baslerin» und frühere Escoianerin einfach –zurück nach Basel?

Ich war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, und die Konzernstruktur der FTI Group zusammen mit der neu geschaffenen Position des Managing Director Product bietet mir genau die Challenge, die ich gesucht habe. Ich kann hier mein Wissen und meine Erfahrung ideal einbringen, aber auch weiter ausbauen. Der Arbeitsort ist für mich kein Kriterium bei der Jobwahl – in der Zwischenzeit lebe ich seit gut drei Jahren in Zürich und auch als Baslerin fühlt man sich hier durchaus sehr wohl.

In welchem Zustand haben Sie das Unternehmen übernommen?

Verda Birinci-Reed hat die FTI Touristik AG in den letzten Jahren stark nach vorn gebracht. Das Team besteht aus langjährigen, hochmotivierten Mitarbeitern, die ein breites Wissen haben und sehr gut eingespielt sind. Die schlanken Strukturen erlauben uns schnell und gezielt zu handeln. 

Sie beginnen Ihren Job in einer schwierigen Zeit für die Reisebranche. Wie haben sich die ersten eineinhalb Monate entwickelt?

Wann gab es mal keine schwierigen Zeiten? Diese Zeiten waren «vor meiner Zeit» (lacht). Ernsthaft: Ja, die geopolitischen Verhältnisse bringen grosse Herausforderungen mit sich. Nun heisst es, Geduld zu bewahren und flexibel zu handeln. Nichtsdestotrotz bin ich fest davon überzeugt, dass sich FTI Schweiz auch in diesem Jahr positiv entwickeln wird.

Ihre Aufgabe ist gemäss Ralph Schiller, mehr Swissness in das Produkt –
zu bringen. Wie haben Sie vor, diese Vorgabe umzusetzen?

Die berühmte Swissness ist eigentlich schon vorhanden, wichtig ist jedoch, dass wir hier unser Produkt «sprechen» lassen. Die Swissness liegt in der Awareness, die beginnt bei der Marktbearbeitung. Dabei werde ich mich in dieser Hinsicht vor allem darauf konzentrieren, dass ich zusammen mit unseren Produktionsstandorten München und Dietlikon gezielt definiere, mit welchen Produkten wir im Quellenmarkt Schweiz auftreten, um im Anschluss eine zentrale Plattform für unseren Vertrieb in der Schweiz zu bilden.

Das System der Doppelspitze sieht man in der Schweizer Branche nicht oft. Wo sehen Sie Vorteile, wo Konfliktpotenzial?

Konfliktpotenzial ist das Ziel – eine gesunde Streitkultur gehört zum Erfolg.
Daniel Matias ist unser «Aussenminister» und erste Ansprechperson für den Handel in der Schweiz – ich hingegen bin Vorsitzende des «Innenministeriums», verantworte also die internen Abläufe zwischen uns in Allschwil und unseren Kollegen in Dietlikon und in München. Schon allein dank unserer sehr verschiedenen Backgrounds ergänzen wir uns bereits nach kurzer Zeit ideal.

FTI Schweiz operiert ohne eigene Filialen. Ein Nachteil gegenüber Kuoni, Hotelplan oder TUI?

Als Veranstalter einen eigenen Vertrieb zu haben, bringt definitiv Vorteile in Hinsicht auf die Wahrnehmung des Kunden. Ketzerisch kann ich jedoch auch zurückfragen, ob ein Eigenvertrieb eventuell dazu führt, dass im Touroperating die Kundenbedürfnisse nicht immer im Mittelpunkt stehen, weil der Eigenvertrieb ja einen hohen Prozentsatz an Eigenprodukten verkaufen «muss»? Der Umkehrschluss also ist, dass wir uns im Produkt ganz anders profilieren müssen, um unsere Agenten von unserem Portfolio und unserem Service zu 100 Prozent zu überzeugen.

SJ