Ernst zu nehmender DirektAnbieter (Ausgabe 2006-42)

Hans-Rudolf Baumann zu Reisen TCS

Reisen TCS macht Nägel mit Köpfen. Verena Gharbi, seit Anfang Dezember 2005 Leiterin von Reisen TCS, hat schon verschiedentlich verlauten lassen, dass man in Genf eine Neuausrichtung dieser Abteilung plane. Als Ziel wurde ein «Mehrkanal-Vertrieb» genannt.

Nun ist die Katze aus dem Sack. Neben dem stationären Vertrieb, dem herkömmlichen Verkauf von Reisen in den 35 TCS-Reisebüros, wird künftig vor allem auf die Direktvertriebsschiene gesetzt. Mit Vögele Reisen ist die Schweizer Nummer 1 des Reisen-Direktvertriebs als Partner gewonnen worden. Wie vielversprechend diese Partnerschaft auf TUI-Seite eingeschätzt wird, geht aus einer Äusserung von Vögele-Chef Erich Mühlemann hervor, der das Vertrauen der Schweizer Bevölkerung in den Brand TCS und dessen Bekanntheit als überdurchschnittlich hoch bezeichnet. Er weiss, was das heisst: Eine ähnliche Partnerschaft mit Bertelsmann vor zwei Jahren wurde nach kurzer Zeit beendet. 

«Der Brand war zu wenig bekannt», weiss Mühlemann heute. Die Erwartungen, die man an der Zürcher Friesenbergstrasse mit dem neuen Deal verbindet, sind denn auch wesentlich höher. Wohl mit gutem Grund: Ein Brand «Reisen TCS» auf einer Reisebroschüre dürfte von den Konsumenten anders wahrgenommen werden als etwa Ackermann, Diga oder VAC.

Ein grosser Unterschied zwischen den Kooperationen anderer Direktvertreiber und ihrer Partner und dem TCS-Vögele-Deal besteht nicht zuletzt darin, dass der TCS die Produktion der künftigen Reisen bei Vögele ausdrücklich in Auftrag gibt und nicht einfach seinen Namen sowie seine Vertriebsmöglichkeiten zur Verfügung stellt. Neben Vögele ist auch Twerenbold Reisen zum Produktions- und Vertriebspartner des TCS geworden. Auch wenn der renommierte Carbetrieb aus Baden erstmals eine solche Kooperation eingeht, ist nicht daran zu zweifeln, dass Heinz Weber und sein Team ganze (und gute) Arbeit leisten werden. Die Frage, die man sich auch in Baden stellt, ist einzig jene nach der Akzeptanz von Carreisen bei den TCS-Mitgliedern. Doch da ist Weber zuversichtlich: «Als Automobilisten lieben sie die Strasse, weshalb sie bei Carreisen eigentlich keine Berührungsängste zeigen sollten.»

Klar ist: Der Direktreise-Markt wird 2007 wegen des Eintritts von Reisen TCS noch härter umkämpft sein. Ungewiss bleibt, ob dies auch Auswirkungen auf den traditionellen Vertrieb von preisgünstigen Reiseangeboten haben wird.