Erstlandung der Swiss-777 in Zürich (Ausgabe 2016-05)

Die Chance auf Good News gepackt

Das hat die Swiss sehr geschickt gemacht. Natürlich, die Ankunft eines neuen Flugzeugs ist immer ein schönes Ereignis, und die Bedeutung der «Triple Seven» für die Schweizer Airline soll hier keineswegs heruntergespielt werden. Aber dennoch: Es war weder der erste A380, den Zürich je gesehen hat, noch ein brandneuer Flugzeugtyp wie die C-Series, sondern einfach eine Boeing 777, wie sie wohl die meisten schon einmal betreten haben. Ein zwanzig Jahre alter Flugzeugtyp (oder 13 Jahre alt, wenn man den exakten Typen 777-300ER anschaut), von dem 1360 Maschinen bereits im Einsatz stehen und der sich für das ungeübtere Auge dann auch nicht so stark von einem Airbus A330 unterscheidet. Und trotzdem waren sowohl Zeitungs- und Internetseiten als auch die Zuschauerterrasse am Flughafen Zürich voll, die Warteschlange reichte schon eine Stunde vor der Landung bis in den Check-in-Bereich zurück. 

Mit einer scheibchenweisen, aber kontinuierlichen Kommunikation hatte die Swiss die Spannung in den Monaten zuvor stetig erhöht. So sieht die 777 von innen aus! Hierhin fliegt die 777! So viel kostet die WLAN-Nutzung in der 777! Mit dem immensen Spardruck und den Lärm- und Umweltdiskussionen in der Luftfahrt sind die Möglichkeiten für Airlines, Good News zu verbreiten, dünn gesät. Wenn eine kommt, gilt es sie zu packen – und das hat die Swiss optimal geschafft. Und nicht nur das: Indem sie die 777-Ankunft mit der Eröffnung der neuen Lounges verknüpft hat, bekamen letztere etwas vom Scheinwerferlicht ab, während sie zu einem anderen Zeitpunkt kaum auf grosses Interesse gestossen wären. Dabei werden die Services vor und nach dem Flug für die Airlines immer wichtiger, wenn in der Luft alles immer austauschbarer wird.

An jenem Freitag auf der Zuschauerterrasse wurde zudem klar: Die Luftfahrt fasziniert immer noch, obwohl kniezermürbende Sitzabstände, ein Tarif-Wirrwarr, trockene Brötchen und zweistellige One-Way-Fares die frühere Romantik nachhaltig beschädigt haben. Gerade wenn dann noch zwei Kampfjets zusammen mit dem Grossraumflugzeug über die Piste donnern, knipsen sich die Schaulustigen die Zeigefinger wund, obwohl sie sich den Hype selber auch nicht so recht erklären können.

Mit der Reisebranche scheint eine Versöhnung noch in der Ferne zu liegen; ausser SRV-Präsident Max E. Katz und Globetrotter-CEO André Lüthi konnte am Freitag jedenfalls keine Branchenprominenz gesichtet werden. In der allgemeinen öffentlichen Meinung konnte die Swiss mit ihrem gross aufgezogenen 777-Launch aber Pluspunkte sammeln.

Stefan Jäggi