«Etihad Regional braucht aktuell kein frisches Geld» (Ausgabe 2015-42)

Christian Schneider, CCO Etihad Regional, spricht über Neuerungen, Visionen und die finanzielle Lage.

Herr Schneider, Sie haben das Image einer Verspätungs-Airline. Ist der Tic-Toc-Rabatt ein Versuch, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen?

Das will ich nicht abstreiten. Wir haben unseren Service in den letzten Monaten in Sachen Pünktlichkeit massiv verbessert, dass wir mit dieser Kampagne in den Markt ziehen können. Diese zielt sicherlich auch drauf ab, das Vertrauen unserer Kunden zurückzugewinnen. 

Auch? Diesen Rabatt gibt es nur auf der Strecke Genf–Lugano. Greifen Sie damit Ihre Konkurrenz, die Swiss, an?

Die Strecke Genf–Lugano fliegen wir von Beginn an. Da wir in der Zwischenzeit einen grossen Kundenstamm generiert haben, sind wir uns sicher, dass es die richtige Strecke ist, um dieses Produkt zu lancieren. Natürlich gibt es auch einen Wettbewerb auf dieser Strecke. Wenn der Tic-Toc-Service dazu führt, dass mehr Kunden bei uns buchen, dann freut uns das natürlich. 

Dieser ist ein finanzielles Risiko.

Wenn wir unsere Arbeit gut machen, ist das alles überschaubar. Niemand ist perfekt, 100-prozentig pünkliche Airlines gibt es nicht. Wir würden diesen Service nicht anbieten, wenn wir nicht davon überzeugt wären. 

Wie steht es mit der Pünktlichkeitsrate? 

Wir operieren derzeit mit einer Pünktlichkeitsquote von knapp 85%. Ein guter Wert im Vergleich zum Wettbewerb; wir wollen noch besser werden.

Ist diese Kampagne ein Pilotprojekt, das Sie ausdehnen werden?

Es gibt auf dem Markt keine andere Airline, die einen solchen Service anbietet. Wir wollen diesen jetzt erst mal auf der genannten Strecke testen. Wir haben jederzeit die Möglichkeit, diesen in Zukunft auszudehnen. 

Sie setzen auf Codeshares. Diese sind nicht immer so einfach zu realisieren.

Die Verknüpfung unserer Flüge mit dem Netz der Partner ist essentiell. Unser Netz und die Codeshareverbindungen haben wir mit Etihad Airways, Air Serbia, Air Berlin und Alitalia optimiert. Nun gibt es unseren Etihad-Regional-Code aus Zürich auch nach Düsseldorf und Berlin. Eine Verzögerung gab es mit den Codeshares mit Etihad Airways nach Abu Dhabi. Das hat ein gutes Jahr gedauert, bis das BAZL die Genehmigung gegeben hat.

Tic-Toc-Rabatt, Codeshares und Abo-Tarife auf neuen Strecken – sind diese Neuerungen ein Vorgeschmack auf Ihre angekündigte Gesamtstrategie?

Wir wollen unser bestehendes Angebot verbessern. Deshalb sind diese Neuerungen der erste Schritt. Natürlich schielen wir weiter auf eine Expansion. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich noch nichts positiver Natur verkünden. Wir sind immer bestrebt, Gelegenheiten im Markt auszuloten und zwar mit dem Fokus auf die Schweiz. Wir sind ein Schweizer Unternehmen und wollen wachsen. 

Sie setzen also weiterhin auf das Regionale; gibt es keine grösseren Pläne?

Wir sind ein regionaler Carrier und fokussieren auf dieses Segment getreu dem Motto «Schuster bleib bei deinen Leisten». 

Zum Thema Regionalfluggeschäft, was sind die Herausforderungen?

Eine grosse Herausforderung ist der starke Franken. Sicherlich ist auch der Wettbewerb herausfordernd, denn die kleinen Nischen, die früher die regionalen Airlines besetzten, werden immer härter umkämpft. 

Sie haben den Wettbewerb schon einmal gegen die Swiss verloren. Würden Sie nun eher auf neue Strecken setzen oder alte Pläne wieder aufnehmen?

Dazu kann ich derzeit nichts sagen. Mündet die Produkteverbesserung in einem moderaten Wachstum, wäre ein Streckenausbau die Konsequenz.  

Man wartet seit Wochen auf Neuigkeiten von der Air Berlin – hängen Ihre beiden Strategiekonzepte zusammen?

Für die Air Berlin kann ich nicht sprechen. Der ganze Partnerschaftsgedanke zielt darauf, dass enger zusammengearbeitet wird. Wir sind der kleinste Partner der ganzen Gruppe und machen unsere Streckenentscheide hier in Lugano selber.  

Apropos kleinster Partner: Airlines im Etihad-Verbund erhielten eine Finanzspritze aus dem Geldtopf der EA Partners. Die Etihad Regional ging leer aus…

Wir brauchen aktuell kein frisches Geld, deshalb haben wir dort nicht partizipiert. Im Gegensatz zu anderen Airlines; planen wir keine grösseren Investitionen. 

Heisst das, Sie sind durch die letzte Finanzspritze von CHF 50 Mio. versorgt?

Für die Partner kann ich nicht sprechen. Bei uns stehen jedenfalls keine Investitionen in die Flotte an; deshalb mussten wir dort nicht teilnehmen.

Erna Jonsdottir