Eurowings-Ressortchef ist Edelweiss-Präsident (Ausgabe 2016-10)

Low-Cost-Image für die Edel-Ferienairline?

Der oberste Eurowings-Verantwortliche als VR-Präsident bei Edelweiss! Dass dies in den Schweizer Medien für Aufregung sorgt, war abzusehen. Zwar ist es nicht richtig, dass mit Karl Ulrich Garnadt als Nachfolger von Harry Hohmeister der deutsche Einfluss im EDW-Verwaltungsrat wächst, denn auch Hohmeister hatte das Gremium ja nicht als Swiss-Chef, sondern als LH-Group-Vorstand präsidiert. Trotzdem rückt mit dem Gesicht Garnadts die Tatsache noch mehr in den Vordergrund, dass Edelweiss Teil eines deutschen Luftfahrtkonzerns ist. Seit der Reorg der LH-Group läuft Edelweiss unter «weitere Airlines», während Swiss, Austrian und Lufthansa im Ressort «Hub Management» angesiedelt sind.     

Ob dies als Schwächung der Position von Edelweiss -interpretiert werden muss, ist noch offen. -Sicher ist aber, dass eine enge Verbindung mit Eurowings und ihrem Fehlstart auf der Low-Cost-Langstrecke in Sachen öffentliche Wahrnehmung nicht gerade ein Imagegewinn ist. Während Edelweiss eines der besten Jahresergebnisse der Firmengeschichte präsentiert und sich Schweizer Qualität neu sogar auf den Flugzeugrumpf schreibt, macht Eurowings mit Rekordverspätungen und Dumpinglöhnen für Flug- und Kabinenpersonal Schlagzeilen. 

Derzeit kann EDW-Chef Bernd Bauer die LH-Gruppe noch mit guten Zahlen bei Laune halten und recht selbstständig auf dem Sonderweg «kleine Schweizer Edel–Ferienairline» wandeln. Die Frage ist, wie lange noch. Die Zukunftspläne sind mehr als ambitioniert. In den nächsten zwei Jahren wächst die EDW-Langstrecken-Flotte von derzeit zwei auf künftig fünf Maschinen an. Allein mit Schweizer Kunden lassen sich diese sicher nicht füllen, zumal Charterpartner wie Kuoni Schweiz seit dem Einstieg der deutschen Rewe vermehrt auf günstigere Anbieter – namentlich Air Berlin – setzen; auch auf der Fernstrecke. Der LH-Konzern selbst sieht auf der Langstrecke nur im Low-Cost-Segment Wachstumspotenzial, wie in einem Interview mit Garnadt zu lesen ist. 

Der Blick in die nahe Zukunft wirft Fragen auf: Kann Edelweiss mit ihrem hochwertigen Ferienflieger-Produkt nonstop ab Zürich auch in den künftig angedachten Dimensionen bestehen; mit Schweizer Löhnen für 350 bis 400 neue Mitarbeiter? Macht es Sinn, Passagieren Kombiflüge mit Edelweiss und Eurowings anzubieten, die qualitativ überhaupt nichts miteinander zu tun haben? Werden genügend Kunden Kombis wie Phuket hin mit EDW, Bangkok zurück mit LX buchen? Hier könnte Garnadt tatsächlich gar kein schlechter Berater sein. Denn mit Netzmanagement kennt er sich aus. Und hat dort sogar längere Berufserfahrung als im Bereich Low-Cost-Langstrecke.

Stephanie Günzler