Farbe bekennen (Ausgabe 2007-07)

Urs Hirt über den Deal Thomas Cook/My Travel

Mit der Übernahme der britischen My Travel durch Thomas Cook setzt sich der Konzentrationsprozess in der europäischen Touristik weiter fort. Das Massengeschäft Badeferien wird europaweit gebündelt und konzentriert sich zunehmend auf einige Grosskonzerne. Damit bricht im Tourismus die Mitte weg. Der Markt teilt sich auf, in kleinere bis mittelgrosse Anbieter, die sich nur noch als Spezialisten und Nischenanbieter behaupten können, und in Grosskonzerne und Holdings, die auf mehr oder weniger persönliche Art die Bedürfnisse der grossen Masse abdecken. Was heisst das für die drei grössten Veranstalter in der Schweiz?

TUI Suisse, eingebettet in den grössten Touristikkonzern weltweit, kann unbeirrt am eingeschlagenen Weg festhalten und wird dank der Unterstützung und den Vorteilen des Mutterhauses mit einer vielfältigen und preislich attraktiven Angebotspalette den Marktanteil in der Schweiz wohl noch steigern können.

Hotelplan hat sich durch die Übernahme von Travelhouse im Segment der Spezialisten massiv verstärkt. Das Massengeschäft Badeferien hingegen stagniert oder nimmt gar leicht ab. Der Verdrängungskampf wird stärker und die Herausforderungen, wettbewerbsfähig zu bleiben, immer grösser. Die Einkaufsmacht an den Zieldestinationen kommt durch den Konzentrationsprozess nochmals unter Druck. Auch wenn die Kriegskasse bei der Migros mehr als gefüllt ist, kann kaum mit einer internationalen Gross-Akquisition gerechnet werden.

Kuoni wird sich überlegen müssen, die zweimal aufgenommenen und wieder abgebrochenen Gespräche mit First Choice wieder aufzunehmen. Die von First Choice derzeit nicht erfolgreich verlaufenen und eingestellten Verkaufsgespräche der Sparte Massengeschäft lassen darauf schliessen, dass die Firma wohl nur als Ganzes zu haben ist. In der jetzigen Situation könnte Kuoni noch aus der Stärke heraus agieren. Je länger man zuwartet, dürfte unter dem Einfluss der internationalen Entwicklung Kuoni selber zum Übernahmekandidaten werden.

Es sind also die beiden Grossen, Hotelplan und Kuoni, die nun Farbe bekennen müssen. Sie müssen sich mittelfristig entscheiden, ob sie im Konzert der weltweit agierenden touristischen Grosskonzerne mitspielen wollen oder nicht. Die Alternative ist eine Fokussierung auf das spezialisierte Nischensegment, das einerseits ein stetiges Wachstum aufweist und andererseits ökonomisch interessant ist.