Fernreise-Spezialisten haben die Nase vorn (Ausgabe 2016-10)

Gegenüber den Generalisten sehen die Buchungseingänge insbesondere bei den spezialisierten, kleineren Longhaul-Veranstaltern rosiger aus.

Während die Generalisten buchungstechnisch eher durchzogen ins neue Jahr gestartet sind (TI berichtete), sind die Spezialisten meist deutlich besser unterwegs. Besonders auf Fernstrecken ausgerichtete TOs profitieren offenbar von der komplizierten Situation am Mittelmeer. Zudem: «Aufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses ist Asien konkurrenzfähig mit Badeferien am Mittelmeer», so Tour-asia-Geschäftsführer Stephan Roemer. Mit einem Plus von 3% gegenüber Vorjahr schlägt sich das auch in den Zahlen nieder. Roemer verspricht sich weiterhin eine positive Entwicklung und rechnet für dieses Jahr mit 20500 Kunden und einem Umsatz von CHF 36 Mio. Der Durchschnittsumsatz pro Dossier sei sogar um 10% gewachsen. «Da die Preise gleich geblieben sind, können wir dies der höheren Kaufkraft und dem Mehrumsatz bei Premiumprodukten zuordnen», so Roemer.

Einen Trend zu gediegeneren Unterkünften verzeichnet auch der Lateinamerika-Spezia-list Brasa, der trotz leicht sinkenden Preisen mit einem Vorsprung von 11% im Vergleich zum letzten Geschäftsjahr gut unterwegs ist. Gesamthaft betragen die Vorausbuchungen für 2016 per Ende Januar +26%. «Südamerika liegt im Trend, Terror ist kein Thema, und zum Glück lassen sich nicht alle Kunden von Zika-Berichten abschrecken», sagt Geschäftsführerin Barbara Gähwiler.

Der Arabien-Spezialist Holiday Maker Tours hat diesbezüglich eher zu kämpfen, das Geschäft ist leicht rückläufig: «Wegen der politischen Lage in einigen arabischen Ländern, der Flüchtlingssituation und der Angst vor IS lässt sich der arabische Raum momentan nicht ganz einfach verkaufen», erklärt Geschäftsführer Philippe Raselli. Wegen der vielen Flug- und Hotel-Specials gehe der Trend zudem zu Last-Minute-Buchungen. «Das Motto der Kunden lautet: Möglichst abwarten, bis der beste Deal kommt.»

Demgegenüber steigt bei Let’s go Tours seit ein paar Jahren die Zahl der Frühbucher, der TO bekommt die gedämpfte Reiselust derzeit aber auch zu spüren. Er liegt momentan 8% hinter dem Vorjahr zurück; «2015 war allerdings das beste Jahr unserer Geschichte», relativiert Geschäftsführer Kurt Zürcher. Für 2016/17 könnte es wieder für ein Rekordjahr reichen.

Im Shorthaul-Bereich ist Bentour ein Spezialfall: Der Türkei-Spezialist hat rechtzeitig auf andere Destinationen wie Portugal, Spanien oder Südzypern gesetzt, sein Portfolio umfasst heute zu 60% aussertürkische Reisen. «So lagen wir beispielsweise im Januar bei den Türkeibuchungen 19% hinter dem Vorjahr, gesamthaft aber nur –2%», so Managing Director Deniz Ugur. Die Preise für die Türkei seien rund 28% tiefer als im Vorjahr, trotzdem würden die Kunden die Buchungen noch nicht platzieren. «Zum einen möchte man die Gesamtsituation weiter beobachten, zum anderen glaubt man an sinkende Preise», so Ugur. Er geht aber von einer Erholung der Türkei-Buchungen aus, «da es auf den Balearen und Kanaren zu Engpässen und steigenden Preisen kommt.»

Stefan Jäggi / Jessica Weber