Gateway ist pleite, RTS-Hotels in den Startlöchern (Ausgabe 2016-15)

Der Wildwuchs steht vor der Entflechtung

Das Angebot an Bettenbanken, Hotelaggregatoren, Hotelbuchungstools etc. ist enorm. Die Übersicht zu behalten, ist nicht einfach. Wer hat selbst eingekauften Content, wer aggregiert nur? Viele machen beides, die verschiedenen Formen vermischen sich immer mehr. Das Hotelbett wird durch immer mehr Zwischenhändler geschleust, bis es endlich beim Kunden ankommt. Ein Wildwuchs sondergleichen.

Dass so viele, so ähnliche Anbieter parallel zueinander existieren können, liegt in den kleinen Unterschieden. 

Einer ist hier ein paar Franken günstiger, der andere hat dort in der hintersten Ecke eines Landes zwei Hotels mehr. Deshalb wollen sich die Reiseveranstalter und -vermittler nicht nur auf eine Quelle festlegen, sondern brauchen Zugriff auf viele Bettenbanken, um stets den besten Deal zu bekommen. Wenn Hotelplan nun den Content des Expedia Affiliate Network einbindet, macht er dies primär nicht wegen der Zahl von 150000 Hotels, sondern damit er für seine wichtigsten Hotels eine zusätzliche Quelle hat. Und wer als Aggregator die wichtigsten Bettenbanken vereint und den Content übersichtlich darstellt, liefert der Branche einen wertvollen Dienst.

Langfristig kann es trotzdem nicht gut gehen, dass im Bettenbanken-Markt so viel redundanter Content vorhanden ist. Eine Konsolidierung ist gemäss Brancheninsidern überfällig – Transhotel musste dies schon vor eineinhalb Jahren spüren, Gateway ist nun der nächste, Hotelbeds steht vor einer Übernahme, weitere werden folgen.

Wer überlebt? Angesichts der grossen Konkurrenz braucht es ein gutes Gesamtpaket. Die Nettopreise müssen natürlich stimmen. Eine hohe Kommission ist schön und gut, doch wenn dadurch die Preise zu stark angehoben werden, nützt dies im Verkauf nichts. Die Menge an Content ist ebenfalls entscheidend: einerseits im Longtail-Bereich, und andererseits wenn man an Massendestinationen als Letzter noch Verfügbarkeiten hat. Ein eigener Einkauf ist für Letzteres von Vorteil.

Und dann ist im B2B-Bereich der persönliche Kontakt immer noch ein Pluspunkt. Sunhotels, Albatravel oder Travelcube werden von den hiesigen Reisebüros nicht umsonst zuerst genannt – sie alle haben ein Gesicht im Markt. Exclusively Hotels hat jahrelange Aufbauarbeit vor Ort betrieben, auch wenn sie ihre Mitarbeiter jetzt abgezogen haben. Ohne Investitionen in einen Markt ist es in diesem kompetitiven Umfeld schwer, Umsätze zu generieren. Das machen die neuen Player Destinations of the World und RTS-Hotels schon mal richtig.

Stefan Jäggi