GDS-Gebühr: Schweizer müssen auf deutsche Branche hoffen (Ausgabe 2015-28)

SRV-Präsident Max E. Katz sieht zentralere Probleme als die 16 Franken.

Um die neue Distribution Cost Charge der Lufthansa-Gruppe wird es nicht ruhiger. Am 29. Juni trafen sich die CEOs der grossen Schweizer Veranstalter mit der Swiss-Führungsspitze. «Die Swiss hat uns die Zusammenhänge ihrer Vertriebsstrategie aufgezeigt, und wir haben unsere Frustration zum Ausdruck gebracht, aber auch Vorschläge gemacht: etwa die Einführung zu verschieben, um mehr Zeit für eine Lösungsfindung und die Diskussion alternativer Möglichkeiten zu haben», erklärt Max E. Katz, der als SRV-Präsident am Meeting dabei war.

Für ihn ist aber klar: Auf Schweiz-Ebene alleine wird nichts zu bewirken sein. «Vielmehr kommt es darauf an, was in Deutschland passiert und wie die grossen TOs wie TUI oder Thomas Cook reagieren. Können die etwas bewirken, wird es in der ganzen LH-Gruppe umgesetzt. Wenn nicht, dann nicht.»

Die ersten Massnahmen der Schweizer Veranstalter, etwa die Abmeldung von Swiss-Workshops, findet er «kurzfristig und angesichts der emotional aufgeladenen Stimmung verständlich. Wieso sollte man mit der Swiss einen auf gut Freund machen, wenn sie am Grundpfeiler unseres Geschäftsmodells sägt?» Einen gesamtheitlichen Boykott werde es aber sicher nicht geben, ebenso wenig wie konzertierte Aktionen und Absprachen zwischen den Veranstaltern. «Über kommerzielle Massnahmen muss jeder selber entscheiden.»

Wie man rechtlich gegen den Entscheid vorgehen kann, wird weiterhin innerhalb des europäischen Dachverbands ECTAA sowie in dessen DACH-Untergruppe diskutiert. «Auch für die Verbraucherverbände müsste das Thema interessant sein. Denn mittelfristig wird es keine Transparenz mehr geben, und die Komplexität wird auch für den Konsumenten erhöht.»

Für Katz ist v.a. eine Erkenntnis relevant: «Es geht gar nicht um diese CHF 16, wie am Anfang viele meinten. Die GDS könnten ihre Gebühren noch so senken, es würde nichts ändern. Denn die Lufthansa-Gruppe will die Kundendaten, und sie will den Vertrieb selber steuern.» Zentral sei, dass die Branche in Zukunft keinen Full Content und keine Preisparität mehr habe.

Denn dass sich die Direktanbindungen an die Airlines nun rasant verbreiten werden, glaubt Katz nicht. «Die grossen Veranstalter stellen sich tendenziell eher gegen Direct-Connect-Lösungen. Diese sind erstens teuer, es geht um sechsstellige Beträge, und zweitens können sie nicht so gut in die Systeme integriert werden wie die GDS. Ganz zu schweigen davon, dass diese Lösungen ausserhalb des BSP laufen würden und damit auch die IATA-Regeln, z.B. bezüglich Zahlungsfristen, nicht mehr gelten würden.»

Wie die Swiss zu den Ereignissen der letzten Wochen Stellung nimmt, lesen Sie im Interview mit CCO Markus Binkert.

SJ/UH