GDS-Gebühren: So reagieren die grossen Reisebüro-Ketten (Ausgabe 2015-38)

Einige versuchen, zu anderen Airlines zu shiften. Eine der Massnahmen wurde hingegen bereits wieder rückgängig gemacht.

Seit gut zwei Wochen kommt die Distribution Cost Charge (DCC) der Lufthansa-Gruppe zur Anwendung. Was hat sich dadurch in den Filialen der grossen Reiseunternehmen geändert? Die DCC wird nicht separat aufgeführt, da dem Kunden praktisch überall nur der Endpreis des Fluges aufgezeigt wird. Der Erklärungsbedarf ist dadurch meist klein, wie eine Umfrage von TI ergibt. Tickets der LH-Gruppe werden im Vergleich zu anderen Airlines einfach etwas teurer.

Ganz so simpel ist die Sache aber doch nicht. Hotelplan Suisse beispielsweise hat ihre «Komplexitätsgebühr» von CHF 10 pro Ticket der LH-Gruppe wieder ausgesetzt – «aufgrund von laufenden Gesprächen zwischen Swiss und unserer Geschäftsleitung», wie Daniel Reinhart, Director Retailing & Agent Sales, sagt. Nicht ausgesetzt hat Hotelplan aber das Ausweichen auf andere Airlines. «Wir versuchen vermehrt zu shiften. Dabei raten wir nicht aktiv von Swiss und der Lufthansa-Gruppe ab, das wäre nicht seriös. Aber gerade im Langstreckenbereich empfehlen wir vermehrt Umsteigeverbindungen über andere Hubs», so Reinhart.

Auch Marcel Bürgin, CEO Kuoni Schweiz, bestätigt, dass «der Entscheid der LH Group einen Einfluss auf unsere Sortimentspolitik hat. Und die Einführung eines generell höheren Honorars für Tickets der LH Group schliessen wir weiterhin nicht aus.» Weitere Massnahmen seien eingeführt, werden aber nicht öffentlich kommentiert. Wird ein Kuoni-Filialmitarbeiter auf die DCC angesprochen, erkläre er den Sachverhalt sowie die klare Benachteiligung des Kunden und der Verkaufsstelle. «Für das Verhalten der LH Group haben unsere Kunden in der Regel keinerlei Verständnis», so Bürgin.

Mehr oder weniger wie gehabt läuft das Geschäft in den Filialen von TUI Suisse weiter. «Die Gebühren sind im Endpreis inkludiert, und auf Anfrage sagen die Filialmitarbeiter dem Kunden dies auch», sagt Sprecher Roland Schmid. Aktiv geshiftet werde aber nicht; die einzige Steuerung sei die verminderte Kommission auf LH-Group-Buchungen im Flightcenter.

Die Kunden von Globetrotter interessieren sich kaum für die DCC, sagt Nick Gerber, Product Manager Flights. «Wir müssen wegen der fehlenden Kommission ja bereits eine Ticketinggebühr erheben und geben einfach den Gesamtpreis weiter. Aber interessant ist es schon: Uns gegenüber argumentierte die Lufthansa Group stets, dass sie beim Pricing keinen Spielraum wegen der grossen Konkurrenz habe. Aber wenn sie im Reisebüro nun plötzlich teurer ist, scheint das kein Problem zu sein.»

SJ