Geschichten, die das leben Schrieb (Ausgabe 2008-22)

Simon Benz über den Abschied von Carlo Rinalducci

Carlo Rinalducci wurde nach 38 Jahren bei Air India, zuletzt tätig als
District Sales Manager, in den wohlverdienten Ruhestand entlassen. Die
Stimmung an seiner Abschiedsfeier am Montag war fröhlich und dennoch
etwas sentimental, verlässt doch ein angesehener und sympathischer
Tourismus-Vollprofi die Branche.

Die fast vier Jahrzehnte, die er für die indische Airline tätig war,
wurden vor allem durch eines geprägt: durch die Freundschaft zu
Hansruedi Bryner, Sales Manager Switzerland von Air
India. Beide hielten an diesem Abend eine von Emotionen geprägte
Ansprache, und auch jenen, die die beiden noch nicht lange kannten,
wurde schnell klar, dass sie viel mehr verbindet als nur ein
gemeinsamer Arbeitsplatz.

Beide sind in Küssnacht/SZ aufgewachsen und schon ihre Eltern waren
befreundet. «Wir verbrachten unsere Kindheit sozusagen im selben
Kinderwagen», sagte Bryner schmunzelnd. Nach der gemeinsamen Schulzeit
und dem Militärdienst fand Bryner ausgerechnet in einer von Rinalducci
mitgebrachten Zeitung aus der Innerschweiz ein Stelleninserat der Air
India und bewarb sich auf die Vakanz. Er wurde eingestellt und drei
Jahre später hielt er die Bewerbung seines Kindheitsfreundes Carlo
Rinalducci in den Händen. «Den kenne ich», sagte Bryner zu seinem
damaligen Vorgesetzten, «das ist ein super Typ, den musst du
einstellen.»

Und heute, fast 39 Jahre später, blicken Rinalducci und Bryner auf eine
bewegte Zeit im Airline-Geschäft zurück – auf 24-Stunden-Arbeitstage
und auf Steine, die im Weg lagen und auf die Seite geräumt wurden.
Hansruedi Bryner freut sich schon heute auf seinen bald anstehenden
Ruhestand: «Dann haben wir endlich mal wieder die Möglichkeit, mehr
Zeit ausserhalb des Büros miteinander zu verbringen.»

Hört man den Ausführungen von Carlo Rinalducci zu, beginnt man sich zu
fragen, was er in seiner Amtszeit wohl alles erlebt hat. «Ich könnte
mit den Anekdoten ein ganzes Buch füllen», sagt Rinalducci, und am
liebsten würde man – vielleicht liegt es an seinem etwas schelmischen
Blick oder an seiner ungebrochenen Begeisterung für das
Airline-Business – gleich noch eine der Geschichten hören.

Auf alle Fälle ist es schön, dass es im Airline-Geschäft neben
GDS-Gebühren, Treibstoffpreisen und Sitzladefaktoren auch Geschichten
gibt, die nur das Leben schreiben kann.