Gibt es bald eine neue Reisebüro-Lehre? (Ausgabe 2007-04)

Chris Probst über die gescheiterte Detailhandels-Ausbildung

Es war nach den neusten Entwicklungen nicht anders zu erwarten: In der Reisebranche werden definitiv keine Detailhandelsfachleute (DHF) ausgebildet. Die Hürden zur Einführung waren zu hoch, wie Abklärungen mit dem zuständigen Bundesamt ergeben haben.

Die Auswirkungen dieses Entscheids sind nicht zu unterschätzen. Es ist wertvolle Zeit verloren gegangen, und die Probleme des Lehrstellenschwunds werden nicht kleiner. Es ist zu hören, dass sogar grosse Firmen am liebsten gar keine kaufmännischen Lehrstellen mehr anbieten würden. Einerseits ist der zeitliche Aufwand für die Lehrmeister bei der neuen kaufmännischen Grundbildung (NKG) sehr hoch, andererseits stellen sich immer mehr Branchenvertreter die Frage nach dem Nutzen, weil viele Lehrabgänger die Branche kurze Zeit nach Ausbildungsende verlassen. Noch dramatischer ist die Situation bei den KMUs. Für viele kleinere Reisebüros ist die NKG kein Thema mehr.

Kurzfristig ist es denkbar, dass die grossen Veranstalter und auch KMUs vermehrt Ausschau nach jungen Quereinsteigern halten statt Lernende auszubilden. Die ultimative Lösung kann dies aber nicht sein. Es sind andere Lösungen gefragt, um dem Bedürfnis nach Verkaufs- und Beratungsprofis gerecht zu werden.

Der SRV hofft auf die Revision der NKG. Es ist zwar möglich, dass sich die kaufmännische Ausbildung in die gewünschte Richtung verändert, weil auch andere Branchen mit der heutigen Situation nicht restlos glücklich sind. Doch es wird auch in Zukunft für viele Arbeitsplätze gut ausgebildete Kaufleute brauchen. Dies spricht gegen eine Vermischung von kaufmännischer und Verkaufsausbildung. Dazu kommt noch der Zeithorizont: Bis zur Einführung einer neuen, den Bedürfnissen der Reisebranche entsprechenden NKG vergehen Jahre.

Als Alternative sieht der SRV eine eigene, neuartige Verkaufs- und Dienstleistungsausbildung zusammen mit verwandten Branchen wie Hotellerie oder Airlines. Eine solche Ausbildung würde wohl der Idealvorstellung am nächsten kommen, ist aber ebenfalls nicht von heute auf morgen in die Tat umgesetzt. Es ist zu hoffen, dass möglichst bald – hoffentlich noch dieses Jahr – klar wird, was die NKG-Revision grundsätzlich bringen wird. Die entscheidenden Weichen müssen schnell gestellt werden. Es ist zudem wichtig, dass jetzt alle Kräfte – auch die damaligen Gegner der DHF – am gleichen Strick ziehen.