Griechenland und seine Flüchtlingsproblematik (Ausgabe 2016-10)

Krisen eröffnen neue Möglichkeiten

Zuerst war es die Angst vor Terroranschlägen, die den Tourismus in gewissen Regionen lahmgelegt hat. Seit einiger Zeit sind es die Flüchtlinge, die von der Türkei via Griechenland nach Mitteleuropa strömen, oder ganz aktuell, strömen wollten, die einen Schatten über das Land der Götter werfen. Als hätte es seit den Olympischen Spielen 2004 nicht schon genügend Krisen hinter sich! 

Was schürt diese Angst eigentlich? Wer einen Flüchtling sieht, ist doch keiner Gefahr ausgesetzt. Ist es die Angst vor dem Unbekannten, nicht Heimischen? Ist es das Bild des toten Kindes am Strand von Bodrum, das keinem mehr aus dem Kopf geht, oder das schlechte Gewissen, Ferien an einem Ort zu machen, an dem andere leiden? Es ist ein Mix aus allem, an-gereichert mit der Tatsache, dass die meisten Menschen – in egoistischer Manier und dennoch verständlich – in ihren schwer verdienten Ferien nicht noch mit Menschen-Elend konfrontiert werden wollen. 

Betreffend Griechenland zeichnet sich im Gegensatz zur Türkei und zu Ägypten jedoch ein anderes Phänomen ab: Kunden machen nicht einfach einen Bogen um Griechenland: Entweder lassen sie sich nicht vom Flüchtlingsstrom beirren und fahren dorthin, wo sie es gewohnt sind, oder sie wählen andere, neue Destina-tionen innerhalb des Landes. Immerhin gehören sage und schreibe 80% aller Inseln im Mittelmeer, das sind mehr als 3000, zu Griechenland. 

Da lässt sich doch ganz bestimmt eine passende Insel finden, auf der es sich ungestört Ferien machen lässt. Kunden können schliesslich gut unterscheiden und wissen, dass Kreta, Paxos, Serifos und Sifnos nicht vom Flüchtlingsansturm betroffen sind. Dann wäre noch die Sporaden-Insel Skyros – schon einmal von ihr gehört? Diese kleine Insel eignet sich hervorragend für ein Inselhüpfen zu den restlichen Sporaden. Und genau in diesem Segment zeichnet sich jetzt ein neuer Trend ab.

Diese Entwicklung eröffnet ganz neue Chancen – einerseits für die Spezialisten, andererseits für die Kunden. Neues entdecken macht schliesslich Spass. Und da Spanien und Italien teilweise schon voll sind oder um einiges teurer, können Griechenland-Veranstalter allfällige Einbussen noch auffangen. 2015 gehörte Griechenland trotz Finanzkrise zu den Gewinnern des Sommers. Es wäre schön für das Land, wenn das so bleiben würde. 

Erna Jonsdottir