Hat es noch plätze? (Ausgabe 2006-36)

Jean-Claude Raemy zum Boom-Markt Indischer Ozean

In jüngster Zeit gab es nicht über viele Neugründungen von Reiseveranstaltern oder Reisebüros zu berichten. Legends Travel, der neue Spezialist für den Indischen Ozean, der gleichzeitig Reisebüro und Tour Operator ist, sendet insofern ein wohltuendes Signal an die Branche: Hier glauben zwei Neu-Unternehmer offensichtlich daran, dass Platz und Potenzial für neue Reise-Unternehmen vorhanden sind.

Gewiss, die Gründer Andy Wehrli und Daniel Stöckli sind sich im Klaren, dass sie nicht sofort die Sterne vom Himmel holen können. Ihr Ziel haben sie allerdings auch nur so formuliert, dass ihre Firma möglichst bald schwarze Zahlen generieren soll, aber dass Gewinnmaximierung nicht Priorität habe. Es gehe auch darum, Spass an der Arbeit zu haben, versichern die beiden, die nach langjährigen Engagements bei ihren bisherigen Arbeitgebern eine Neuorientierung suchten.

Der Indische Ozean ist zweifellos eine schöne Destination, und die beiden kennen sich darin bestens aus. Hier liegt auch das Plus von Legends Travel. Kompetente Beratung, schlanke Strukturen, CD-ROMs statt Kataloge und das grosse Kontaktnetz sollen kostengünstig Erfolg generieren. Über Paxziele schweigen sie sich aus. Vielleicht reichen ja 500 Passagiere pro Jahr für einen kleinen TO. Wenn man von einem durchschnittlichen Dossierpreis von 5000 Franken ausgeht, holt man damit 2,5 Mio. Franken herein. Das lässt aber kaum Wachstum zu. Ob 50000 Franken Stammkapital ausreichen, um sich zu etablieren?

Denn ihnen wird ein eisiger Wind ins Gesicht schlagen. Die Zahl der TOs mit Programmen im Indischen Ozean hat sich in diesem Sommer vergrössert. Nebst Kuoni, Manta, Hotelplan, TUI, Soleytours, Stohler und Let’s Go hat nun auch Flex Travel ein umfassendes Programm lanciert. Dazu kommen kleinere Spezialisten wie Palm Travel, die mitmischen. Und nun Legends Travel. Viele TOs für einen Markt, der im Jahr total knapp 60000 Passagiere ausmacht.

Der Markt wächst natürlich dank ungebremster Malediven-Nachfrage und wachsenden Hotel- und Flug-Kapazitäten (Malediven, Seychellen und Mauritius). Doch er wächst nicht so schnell wie die Anzahl Katalogseiten der Schweizer Anbieter. Zudem wollen auch Gäste aus ausländischen Quellmärkten immer mehr von den kleinen Inselparadiesen profitieren. Verfügbarkeit ist das Zauberwort. Und da haben es «Neue» wohl bald einmal schwer, wenn sie nicht bald gute Buchungszahlen liefern.