Hello am Boden – Hotelplan ist am stärksten betroffen (Ausgabe 2012-43)

Das Hello-Grounding kostet den Veranstalter mindestens CHF 1 Mio.

Die vier Airbus A320 von Hello stehen am Boden. Neben den negativen wirtschaftlichen Einflüssen führten gemäss Hello-CEO Robert Somers vor allem gezielt verfälschte Berichte und Bilanzen des damaligen CFO zur Einstellung des Flugbetriebs. 

Das Management hatte laut Somers erst Ende September/Anfang Oktober gemerkt, dass etwas nicht stimmt, und zwar als der neue CFO in einem Monatsreport bemerkte, dass die Airline im sonst geschäftsstarken August Geld verloren hatte. «Der Liquiditätsbestand wurde um einen Betrag in einstelliger Millionenhöhe beschönigt», erklärt Somers. Letztlich fehlte der Airline die Zeit, um auf die deutlich niedrigeren Geschäftszahlen reagieren zu können. 

Etwas Luft hat Hello durch die Gewähr des Konkursaufschubes bis Ende November erhalten. «Dies gibt uns die Möglichkeit zur Rettung», erklärt Somers. Dafür sei man auch schon in Gesprächen mit fünf potenziellen Investoren, die sich aus Fluggesellschaften (Linie wie auch Charter) sowie Privatpersonen zusammensetzen. Das «best case szenario» wäre für Somers «die Fusion mit einer Airline, die neben Geld auch Arbeit bringt». Inwiefern er selbst oder auch Gründer und Verwaltungsratspräsident Moritz Suter belangt werden können, steht gemäss dem CEO zum heutigen Zeitpunkt noch nicht fest.

Neben der Airline und deren Mitarbeitern gehören vor allem die TOs, die  bei Hello Kontingente einkauften, zu den Geschädigten. Allen voran Hotelplan Suisse mit 2500 betroffenen Kunden. Für die zehn Rotationen bis 31. Oktober 2012 wurden bereits Ersatzlösungen mit Edelweiss Air und Air Berlin gefunden. Für die beiden Ägypten-Flüge sowie die Kittilä-Verbindung, die im Winter ab Zürich mit Hello geplant waren, sollen gemäss Walter Brüllhardt (Director TO Beach Holidays) in diesen Tagen Lösungen gefunden werden.

Die Kosten, die das Hello-Grounding bei Hotelplan Suisse verursacht, be-tragen laut Brüllhardt mindestens CHF 1 Mio. Hotelplan betreibt alle Hello-Flüge als Vollcharter, wobei der TO eine durchschnittliche Auslastung garantiert. Im GV-Protokoll der Hello vom 26. Mai 2011 stand diesbezüglich: «Garantierte Auslastung: 87,9% über die gesamte Sommersaison im Schnitt (Hotelplan bezahlt minimal 87,9% der Sitzplatzkapazität)».

 Bei TUI Suisse und Kuoni waren in Basel jeweils rund 100 Passagiere vom Hello-Grounding betroffen. Wie noch weitere Veranstalter beziehen auch diese beiden Veranstalter ihre Kontingente bei TUI Deutschland, die am Euroairport bis anhin eine komplette Hello-Maschine in ihrem Auftrag im Einsatz hatten. Ihre Kontingente werden nun bis mindestens 2. November 2012 auf die Tuifly umgelagert (siehe Box). 

Der Ägypten-Veranstalter Express Travel International hatte im November diverse Zusatzflüge mit Hello von Zürich nach Sharm el-Sheikh und Hurghada aufgelegt, jeweils als Vollcharter. «Wir konnten bereits fast alle Probleme lösen», sagt Geschäftsführer Michael Grütter. Die Vollcharterketten werden ab nächstem Wochenende 1:1 ersetzt, entweder mit Belair/Air Berlin oder mit Edelweiss Air. «Einige Verhandlungen laufen noch, da die Airlines zurzeit natürlich mit Anfragen überhäuft werden», so Grütter weiter. Auf den TO kommen dadurch Mehrkosten zu, allerdings nur marginale. Einen finanziellen Verlust aufgrund des Hello-Groundings erwartet Grütter nicht. 

Simon Benz/Stefan Jäggi/
Jean-Claude Raemy