Ist Zeit Führerschaft matchentscheidend? (Ausgabe 2006-47)

Peter Kuhn zum TUI-Sommer 2007

TUI Suisse bringt in den kommenden Wochen allein für die Marken TUI und 1-2-Fly 30 verschiedene Kataloge auf den Markt. Die Nummer drei der Branche steht damit zeitlich und quantitativ an der Spitze der Schweizer Katalog-Produktion. Das Angebot macht einem Generalisten, der TUI Suisse ganz bewusst sein will, alle Ehre. Hannover lässt da sowohl bei Zeitpunkt als auch Menge grüssen. So ist TUI Suisse in der Lage, den Reisebüros schon ab Ende November Tools für Sommer-Buchungen zur Verfügung zu stellen. Damit werden laut TUI rund 10% des Sommer-Umsatzes noch im alten Jahr eingefahren.

Ob damit nur eine zeitliche Vorverschiebung verbunden ist, ist schwer zu ermitteln. Auffallend ist jedenfalls, dass die andern grossen Anbieter – mit Ausnahme des Badeferienkatalogs von Hotelplan, der immerhin schon am 18. Dezember versandt wird – nach offenbar nicht befriedigenden Versuchen für die Publikation ihrer Haupt-Kataloge wieder zum Januar-Termin zurückgekehrt sind. Da liegt es nahe anzunehmen, TUI Suisse versuche aus dem deutschen Vorlauf das Beste zu machen, denn ein echtes Bedürfnis für Buchungen vor Weihnachten scheint in der Schweiz nicht zu bestehen.

Ähnlich dürfte der Fall bei der Anzahl Kataloge liegen. Die Frage drängt sich auf: Entspricht die grosse Anzahl Kataloge einem echten Bedürfnis der Käufer und/oder Vermittler? Die Reaktionen aus Retailer-Kreisen sind keineswegs einheitlich. Offenbar ist Quantität dann gefragt, wenn der Kunde bereits eine Vorauswahl in Sachen Zielgebieten getroffen hat. Da kommt die Tiefe des Angebots zum Tragen. Anders präsentiert sich die Lage, wenn der Kunde sich noch nicht festgelegt hat. Da ist die Tiefe eher hinderlich, ja sogar abschreckend. Auch hier ein Blick auf die Mitbewerber Kuoni und Hotelplan: Diese übernehmen zunehmend das System der Länder-Kataloge, um das Generalisten-Image loszuwerden. Hotelplan hat in jüngster Zeit das Angebot in der Tiefe eher gestrafft, nachdem man die Erfahrung gemacht hatte, dass sich die Nachfrage jeweils auf relativ wenige Objekte beschränkte.

Offenbar ist sich auch TUI der Gefahr des Katalog-Overkills bewusst. Eine Reaktion darauf dürfte die Aufschaltung aller Kataloge auf das eigene Newsnet sein. Damit ermöglicht TUI dem Agenten zwar eine höhere Beratungsqualität, zwingt ihn gleichzeitig aber auch, für diesen Service mehr Zeit aufzuwenden. Es wird interessant sein zu beobachten, ob diese Rechnung für TUI aufgeht und sich in einer Reduktion der Katalog-Auflagen niederschlägt.